Schwangerschaft & Geburt
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26 Entscheidungen, die du in den ersten 48 Stunden nach der Geburt deines Babys treffen musst

Untersuchungen bei Babys Geburt
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Völlig egal zu welcher Uhrzeit und wie es geschieht: Die Geburt deines Babys wird ein Wunder sein!

Eigentlich bräuchtest du in den kommenden Tagen nichts anderes zu tun, als dich versorgen zu lassen und dein Baby zu bewundern.

Doch in den meisten Fällen wird dir diese Ruhe nicht vergönnt sein – es sei denn du würdest sie hartnäckig einfordern oder vorab organisieren!

Es werden gerade 48 Stunden vergehen und du wirst bereits eine Vielzahl an Entscheidungen für dein Baby getroffen haben. Dir werden Fragen zur Ernährung, zur Vorsorge, zur Versorgung, zu Erinnerungen und vielem mehr gestellt werden.

Leider ist es häufig so, dass viele Entscheidungen, die du für dein Baby treffen könntest über eure Köpfe hinweg entschieden werden, wenn du dich nicht vorab dazu positionierst.

Hast du bereits deine Antworten in der Hinterhand? Damit kannst du einem akuten Gedankenwirrwar zumindest vorbeugen!

In den Verlinkungen findest du einige Quellen zum weiterlesen. Teils handelt es sich um Fachpublikationen. Sie sollen dir helfen, für die dir wichtig gewordenen Fragen den Weg zu deiner Entscheidung finden zu lassen.

Gerade weil die Themen allesamt sehr medizinisch geprägt sind, sind sie vielleicht eine große Herausforderung für dich – umso besser, wenn du sie vorab besprechen kannst.
Hangeln wir uns entlang der Zeitlinie…

Entscheidung 1 — Stunde 00:00 – Die Nabelschnurdurchtrennung

Die Nabelschnur hat dein Baby nicht nur versorgt, so lange es im Fruchtwasser deines Bauches schwamm. Auch unter der Geburt ist darüber der perfekte Austausch zwischen deinem Blutkreislauf und dem deines Kindes gewährleistet.

Völlig egal wie unkompliziert oder stressig eure Geburt war: dein Baby profitiert davon, wenn der Kontakt zu dir über die Nabelschnur noch eine Weile bestehen bleibt.

Erst wenn die Nabelschnur ganz weiß und blutleer ist, hat dein Baby all die Nährstoffe und Flüssigkeiten erhalten, die seinem kleinen Körper zustehen und die sonst verloren gehen würden. Außerdem reicht es so, dass dein Baby ganz in Ruhe mit der Atmung beginnt – denn so lange die Verbindung zwischen euch pulsiert wird es weiter mit wertvollem Sauerstoff versorgt.

Wie dein Baby vom späten Abnabeln im Detail profitieren wird, darüber hat Blogger-Kollegin und Hebamme Olivia hier geschrieben.

Entscheidung 2 — Stunde 00:01 – Die Apgarkontrolle

Bei dem ersten kleinen Checkup deines Babys werden Atmung, Puls, Muskelbewegung, Hautfarbe und Reflexe kontrolliert.

Häufig ist es noch üblich dein Baby für diese Kontrolle auf einen Untersuchungstisch zu nehmen und gleichzeitig die U1 durchzuführen.

Das ist völlig unnötig und verfälscht außerdem die Werte – zum Negativen.

Dein Baby braucht es direkt nach der Geburt warm und du kannst ihm die perfekte Wärmeunterlage dazu bieten. Durch die Wärmezufuhr verbraucht dein Baby nach der Geburt nur so viel Energie wie nötig. Es kann sich viel besser an die neue Umgebung anpassen, das Atmen fällt ihm leichter.

Das ununterbrochene Bonding nach der Geburt erleichtert zudem den Stillstart – der für dein Baby essentiell sein wird.

Alle Werte können bei deinem Baby ohne weiteres auf deinem Bauch liegend kontrolliert werden, während dein Baby und du die erste Begrüssungsrunde eingelegt haben.

Entscheidung 3 — Stunde 00:05 – Blutabnahme aus der Nabelschnur

Bei einer Geburt in der Klinik ist es meist üblich eine Blutabnahme aus der Nabelschnur durchzuführen, um anhand der Blutwerte die gute Versorgung des Babys unter der Geburt nachträglich dokumentieren zu können.

Die sogenannte Azidose (ein zu niedriger pH-Wert im Blut) würde jedoch nur behandelt, wenn es einem Baby dabei auch sichtbar, körperlich schlecht ginge.

“Liegt bei einem vitalen, unauffälligen Kind eine Nabelarterienazidose vor, so sind keine Maßnahmen erforderlich. Der klinische Zustand des Kindes sollte jedoch gewissenhaft dokumentiert werden, […].” (Zitat aus “Das Neugeborene in der Hebammenpraxis” von Deutscher Hebammenverband, erschienen bei Thieme, S. 80, rechte Spalte, einzusehen bei Google-Books)

Es handelt sich also um eine Untersuchung die ein frühes Abnabeln nötig macht, um den Zustand deines Babys anhand von Zahlen dokumentieren zu können.

Entscheidung 4 — Stunde 00:10 – Das Absaugen

Die Angst, dass ein Baby keine Luft bekäme, hängt durchaus damit zusammen, dass durch das frühe Abnabeln die Atmung so dringend notwendig wurde.

Aktuelle Leitlinien (wissenschaftlich fundierte, praxisorientierte Handlungsempfehlungen) für die Versorgung von Neugeborenen empfehlen auf das Absaugen gänzlich zu verzichten. Es kann sogar zu negativen Auswirkungen auf Atmung und Herzschlag kommen und zu Verletzungen der Schleimhäute führen.

Entscheidung 5 — Stunde 00:15 – Die Cred’sche Augenprophylaxe

Die Verabreichung von Augentropfen mit unterschiedlichem Wirkstoff soll vor eine Infektion der Babyaugen mit Gonokokken oder Syphilis und anderen Viren schützen.

In der Schwangerschaft kann bei dir ein Abstrich genommen werden – dieser ist jedoch nur bezüglich der getesteten Keime zuverlässig in seinem Ergebnis. Und auch nur, wenn du zwischen Abstrich und Geburt keinen Geschlechtsverkehr mehr hattest.

Die genutzten Augentropfen reichen von einer Silbernitratlösung, über antibiotische Tropfen bis hin zu Polyvidon-Iod-Lösung. Es kann durch die Tropfen zu einer Reizung und auch zu einer Entzündung der Augen kommen. Prophylaktische Antibiotikagaben stehen sehr in der Kritik, weil sie den Boden für Resistenzen bereiten.

Gleichzeitig sind die prophylaktisch behandelten Entzündungen selten geworden.

Eine Behandlung von bekannten Keimen bei einem Abstrich ist empfehlenswert, da einige der Keime zu Erblindung führen können.

Die routinemäßige Behandlung kannst du vorab mit deinem Geburtsteam besprechen. Sie ist auch nicht in allen Krankenhäusern üblich.

Entscheidung 6 — Stunde 00:30 – Das ununterbrochenes Bonding

Der Hautkontakt mit dir ist für dein Baby und dich nicht nur ein einfaches kuscheln.

Es ist die Quelle von Wärme, Berührung, Kontakt und Kommunikation.

Das liest sich jetzt fast etwas romantisiert. Aber diese Phase unmittelbar nach der Geburt ist unglaublich wertvoll für dein Baby.

Deshalb ist es gut, wenn ihr diese Zeit bis zum ersten Stillen, im Haut-auf-Haut-Kontakt bleiben könnt. Dein Baby kommt so viel leichter auf dieser Welt an.

Seine Atmung normalisiert sich schneller. Seine Haut bekommt die herrlich rot-rosane Färbung, die uns zeigt, dass es gut versorgt ist.

Seine Instinkte sind zu diesem Zeitpunkt ganz besonders wach, vor allem, wenn es ohne dein Einfluss von Medikamentenwirkungen geboren werden konnte.

Auf dir liegend – während du dich in einer leicht aufrecht liegenden Position befindest – kann es bereits alle seine Reflexe nutzen, um selbst mitzuhilfen, wenn es zum ersten Stillen geht.

Entscheidung 7 — Stunde 01:00 – Das erste Stillen

Nach etwa einer Stunde wird dein Baby – so man ihm ungestört die Ruhe geben konnte – den Weg zu deiner Brust gefunden haben.

Vielleicht hast du ihm auch ein wenig geholfen.

Beim Saugen an deiner Brustwarze bekommt es das erste Mal das süsse und reichhaltige Kolostrum. Die Vormilch.

Entscheidung 8 — Stunde 01.45 – Die U1-Untersuchung

Bei der ersten Untersuchung wird körperlich geschaut ob “alles dran” ist, aber auch nicht zu viel. Es wird überprüft, ob es unter der Geburt zu Verletzungen kam. Herz und Lunge werden abgehört.

Diese Untersuchung wird zu recht unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt. Eine Durchführung, wie oben beschrieben, kann im anhaltenden Hautkontakt mit dir stattfinden, während du noch im Kreissaal bist.

Wenn diese Untersuchung erst durch einen Kinderarzt auf der Wöchnerinnenstation durchgeführt wird, kannst du dieses Vorgehen ebenso erbitten.

Falls du die Begleitung dieser Untersuchung im Untersuchungsraum in Erwägung ziehst, ist es wichtig zu wissen, dass diese speziell für die Babys meist sehr stark beheizt sind. Das kann dir und deinem Kreislauf – so kurz nach der Geburt – ordentlich Probleme bereiten.

Nimm daher unbedingt eine Begleitung mit und bitte wenn möglich um einen fahrbaren Stuhl.

Entscheidung 9 — Stunde 01:30 – Das Zufüttern von Glucose

In manchen Kliniken hält sich das Bedürfnis hartnäckig deinem Baby etwas anderes zum Trinken zu verabreichen als deine Muttermilch, oder zumindest zusätzlich.

Solltest du mit einem Schwangerschaftsdiabetes oder Diabetes Typ 1 zu tun haben, ist die Gefahr erhöht, dass deinem Baby Flüssigkeiten zugefüttert werden. Dabei will man einem zu niedrigen Blutzucker bei deinem Baby vorbeugen.

Problem beim Zufüttern mit Glucose ist, dass es in besonderem Maße zu einer Ausschüttung von Insulin bei deinem Baby und damit zu erneuten Unterzuckern führen kann.

Ein sehr stabiler Blutzuckerwert kann hingegen mit der Gabe von deinem Kolostrum bewirkt werden. Dieses erhält dein Baby automatisch beim Stillen innerhalb der ersten Stunde nach Geburt. Wenn dein Baby ein erhöhtes Risiko für einen Unterzucker hat, soll es schon in den ersten 30 Minuten stillen oder ausgestrichenes Kolostrum erhalten.

Entscheidung 10 — Stunde 01:30 – Das Stillhütchen

Wenn das Anlegen nicht automatisch geklappt hat und aufgrund der personellen Situation wenig Zeit für Unterstützung und Anleitung ist, wird häufig sehr schnell auf das Stillhütchen zurückgegriffen.

Manchmal bereits während der ersten 2 Stunden nach Geburt noch im Kreissaal – in anderen Fällen innerhalb der nächsten 24 Stunden auf Wochenbettstation.

Das Stillhütchen ist für wenige Frauen ein sehr wichtiges Instrument, um erfolgreich zu Stillen.

Allerdings ist es wichtig zu wissen, dass das Stillen mit dem Stillhütchen nicht weniger Begleitung benötigt, sondern mehr. Das korrekte Aufsetzen des Hütchens ist wichtig, damit dein Baby darüber an die Muttermilch kommt. Auch können beim Verrutschen schnell Verletzungen entstehen.

Eine gute Alternative bietet das Anlegen in einer leicht aufgerichteten Position, das unter dem Begriff “intuitives Stillen” derzeit auch in Deutschland an Bekanntheitsgrad gewinnt. In dieser Position kann dein Baby – Haut-auf-Haut – seine angeborenen Reflexe voll ausnutzen und leichter Stillen.

Entscheidung 11 — Stunde 01:45 – Das Baby waschen und anziehen für Verlegung

Das Bild vom frisch gewaschenen, gepuderten, angezogenen Baby hat unser Gehirn ordentlich durchgewaschen. Doch so muss dein Baby bei eurer Verlegung vom Kreissaal auf die Station nicht aussehen.

Es profitiert davon, wenn es weiter auf deiner nackten Haut bonden kann.

Anziehen finden die meisten Babys sowieso ziemlich doof – und alles was ihr angezogen habt muss auch wieder ausgezogen werden.

Eine praktische Alternative, damit dein Baby nicht nackt alleine liegt, wenn du dich kurz frisch machen willst: Ein großes Mulltuch in dem dein Baby in Embryonalhaltung eingepuckt ist. So spürt es sich selbst und ist gut gehalten.

Entscheidung 12 — Stunde 01:55 – Das Vitamin K

Dieses Vitamin kommt im menschlichen Körper zur Geburt nur in sehr niedriger Menge vor.

Warum das so ist hat man bis heute nicht herausgefunden.

Da Vitamin K für die Gerinnung wichtig ist, begann man dieses Vitamin in der Neugeborenenperiode zu verabreichen. Gefürchtet ist vor allem eine Vitamin-K-Mangelblutung mit Gehirnschäden.

In den späten 80ern kam der Verdacht auf, dass die Gabe dieses künstlichen Vitamins Krebs auslösen könnte. Damals handelte es sich um eine Verabreichung per Injektion – also mit einer Spritze. Weitere Studien konnten diesen Verdacht nicht bestätigen.

Seit dieser Zeit herrscht eine widerkehrende kritische Haltung gegen die generelle Gabe – völlig unabhängig davon, ob diese gerechtfertigt ist oder nicht. Eine schädigende Wirkung konnte bisher nicht in Studien nachgewiesen werden.

Heute wird Vitamin K in Deutschland routinemäßig zu den ersten 3 Vorsorgeuntersuchungen verabreicht – als Tropfen zum Schlucken und nicht mehr wie damals als Injektion.

Die Skepsis ist geblieben und verschiedene Handlungsmöglichkeiten stehen heute zur Verfügung.

Allgemeine Empfehlungen gehen immer davon aus, dass es wichtig ist eine möglichst breite Masse zu erreichen. Die Hebamme Christine Dreß hat Hintergründe, Informationen und Standpunkte zur Vitamin-K-Prophylaxe in einer gut verständlichen Broschüre zusammengefasst, die man direkt über sie beziehen kann.

Entscheidung 13 — Stunde 02:00 – Die Verlegung auf Wöchnerinnen-Station

Die ersten zwei Stunden nach der Geburt in Obhut der Hebamme zu verbringen ist die gängige Praxis. Eure Verlegung kann – auch abhängig von deinem Kreislaufzustand – im Bett, einem fahrbaren Stuhl oder zu Fuß erfolgen.

Gönne dir und deinem Baby die Verlegung im Liegen, eingekuschelt zusammen in dem mobilen Bett. So braucht ihr euch nicht mehr anziehen, als unbedingt nötig und könnt weiter kuscheln.

Entscheidung 14 — Stunde 02:30 – Das Baby ausziehen und Aufnahme auf Station

Spätestens auf der Wöchnerinnenstation angekommen wird euch sowieso eine Schwester in Empfang nehmen, die einen Blick auf dein nackiges Baby werfen möchte.

Wenn dein Baby direkt bei dir liegt, muss es nicht ausgezogen werden.

Ob du möchtest, dass es jetzt gewaschen wird, kannst du einfach besprechen. Vielfach ist das überhaupt nicht mehr nötig – oder eine sanfte Reinigung des Kopfes allein reicht völlig.

Besprich mit dem Pflegepersonal, wenn du selbst dabei sein möchtest – oder dein Partner mitgehen will. Ihr müsst euer frisches Baby nicht in unbekannte Hände geben!

Entscheidung 15 — Stunde 04:00 – Die Entlassung und ambulantes Wochenbett

Alternativ zur Verlegung auf die Station ist es möglich direkt nach der Geburt den Heimweg anzutreten.

Die Zeit der Betreuung durch die Hebamme verlängert sich dabei üblicherweise auf 4 Stunden, außer es geht dir schon früher so gut, dass du – gegen Unterschrift – entscheidest mit deiner Familie die Klinik zu verlassen.

Dazu wird dein Baby angezogen werden. Mit einem warmen Kirschkernkissen kannst du es unterstützen für die Zeit des Heimweges leichter seine Körper-Temperatur zu erhalten.

Zu Hause könnt ihr euch dann weiter Haut-auf-Haut zusammenkuscheln und gemeinsam in eurem neuen Leben ankommen.

Deine Hebamme kann dich mit regelmäßigen Hausbesuchen dabei begleiten. Bei spezielleren Stillfragen kannst du die Hilfe einer Stillberaterin in Anspruch nehmen.

zurück – Dein Klinikaufenthalt

Doch zurück in die Klinik. Dort beginnt jetzt der Verlauf recht routinierter Abläufe, die auf euch zukommen.

Ein vorgegebener Tagesablauf mit Visiten, Zimmerreinigung, Untersuchungen, Mahlzeiten am Bett oder Buffet warten auf dich. Eigene Besucher oder die Besucher von Mitpatienten gehen ein und aus.

Theoretisch kannst du natürlich jederzeit jemanden zur Hilfe bitten.

Praktisch ist es so, dass der Umfang der Hilfe die dir gewährt werden kann stark von der Menge des eingesetzten Personals abhängt.

Da hilft nur: hartnäckig und nachdrücklich immer wieder um Hilfe bitten.

Entscheidung 15 — Stunde 06:00 – Das Beding-in

Weiter oben habe ich bereits ausführlich beschrieben, wie dein Baby vom direkten Körperkontakt mit dir profitiert. Das gilt natürlich nicht nur für die Wachphasen.

In einigen Kliniken hat sich der große Benefit bereits herumgesprochen. Andere Kliniken übernehmen recht unreflektiert interne Vorgaben oder orientieren sich an überholten Empfehlungen.

Die Frage, ob du dein Baby mit zu dir ins Bett nimmst, steht und fällt meist mit der Angst vor dem plötzlichen Kindstod. Die aktuellsten Studien haben bisher noch keinen Einzug in die deutschen Empfehlungen zur Schlafumgebung für kleine Babys gefunden.

Die SIDS-Prophylaxe ist ein wichtiges und ernst zu nehmendes Thema!

Der Kinderarzt und Author Dr. Herbert Renz-Polster geht auf die SIDS-Prophylaxe und die Diskussion mit den aktuellst Fakten aus 2013 und 2014 erschienen Daten ein und analysiert diese gut verständlich und dennoch umfassend.

Entscheidung 16 — Stunde 10:00 – Der Schnuller

Dein Baby wird im Laufe der ersten paar Tage bereits häufig stillen wollen. Sehr häufig!

Sein kleiner Magen ist dafür ausgelegt sehr kleine Portionen zu essen. Jede dieser Portionen ist wichtig für seine Entwicklung.

Wenn du bedenkst, dass dein Baby innerhalb von 24 Stunden 8-12 Mal oder sogar noch öfter trinken möchte, scheint es erst einmal so, als wäre das eine Mahlzeit alle 2 Stunden. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Mahlzeiten verteilen sich nicht geradelinig über den Tag, sondern clustern sich zusammen.

So kann es sein, dass du innerhalb von 2 Stunden bereits 4 oder 5 mal gestillt hast. Beide Seiten!

Schnell wird da der Schnuller zur Lösung für das sauginteressierte Neugeborene gereicht.

Neben der unterschiedlichen Saugtechnik die dein Baby hierbei benötigt, gibt es dabei auch noch ein weiteres Problem.

Beim Saugen an deiner Brust, wird deinem Körper widerkehrend gemeldet, dass dein Baby mehr Milch braucht. Alles befindet sich im Nachfrage-Angebot-Einklang.

Wenn dein Baby aber am Schnuller saugt, dann weiß zwar dein Kopf, dass dein Baby saugen möchte – dein Busen weiß es aber nicht.

Deshalb ist auch der Einfluss auf euren Erfolg beim Stillen stärker, je früher ein Schnuller zum Einsatz kommt. Wenn mit 6 Wochen problemlosen Stillens ein Schnuller zum Einsatz kommt, ist es viel deutlicher erkennbar, wenn er der Faktor für ein Ungleichgewicht wird, als zu Beginn.

Es lohnt sich den alternativen Sauger wie ein Medikament nur im Notfall einzusetzen.

Entscheidung 17 — Stunde 15:00 – Das Baby ins Schwesterzimmer geben

Die eine Klinik umwirbt dich damit, dass du dein Baby 24-Stunden bei dir behalten darfst – die andere umgarnt dich mit dem Angebot ganz in Ruhe ausschlafen zu dürfen.

Was lockt dich mehr?

Und was passiert in der Zeit in der du schläfst, wenn dein Baby in der Obhut von dir recht unbekannten Menschen ist?

  • Werden die frühen Hungersignale erkannt, wenn dein Baby dich braucht? Oder wird dein Baby erst bemerkt, wenn es schon späte Hungerzeichen mit Schreien zeigt?
  • Wird dein Baby bei einem Stillbedürfnis gebracht? Oder wird es mit einem Schnuller beruhigt?
  • Wird dein Baby die gesamte Zeit ununterbrochen beaufsichtigt? Oder hat das Personal nicht die Möglichkeit dazu, weil es parallel weitere Patienten auf den Zimmer betreuen und versorgen muss?
  • Wird dich das Personal “stören”, wenn dein Baby unruhig ist? Oder wird es “nur ein klein wenig” andere Nahrung erhalten, weil du einfach so kaputt warst und man dir die Ruhe gönnen möchte?

In der absoluten Erschöpfung für dein Baby da zu sein kann für dich fast unmöglich werden.

Unter Umständen ist es möglich in einem Familienzimmer deinen Partner zur Unterstützung und Begleitung bei dir zu haben. Ist dies nicht möglich kann es hilfreich sein klare Vorgaben auf einem Zettel am Bettrand deines Babys zu notieren, damit jeder aus dem Team gleich weiß, wann er dir dein Baby zurückbringen soll.

Entscheidung 18 –Stunde 18:00 – Das Zufüttern

Der Stoffwechsel deines Babys ist im Mutterleib auf eine recht konstante Versorgung mit Nährstoffen gepolt. Hierbei gibt es Ausnahmen, aber wir gehen jetzt von der Normalsituation aus.

Durch die häufigen und kleinen Mahlzeiten passt sich der Stoffwechsel deines Babys an die neue Ernährungssituation an.

Werden jetzt zusätzliche Nahrungsmittel gegeben, verändert sich der Stoffwechsel weiter. Und passt sich an die zusätzlichen Nahrungsgaben an. Dabei ist es nicht vorrangig ausschlaggebend, wie die zusätzliche Nahrung genannt wird.

Das noch frisch entstehende Angebot-Nachfrage-Prinzip wird einer starken Belastung ausgesetzt. Der angekurbelte Stoffwechsel braucht plötzlich deutlich mehr von deiner Milch und dein Körper weiß noch nicht einmal etwas davon.

Deshalb ist das Zufüttern von Zusatznahrung oder Flüssigkeiten sehr individuell abzuwägen.

Du kannst dir frühzeitig helfen lassen, das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage in deiner Milchbildung gut anzuregen, indem du häufig stillst. Damit werden zusätzliche Nahrungsgaben oft überhaupt nicht zum Thema.

Entscheidung 19 — Stunde 20:00 – Der Hüftultraschall

Bei Neugeborenen die im Bauch eine Position in Beckenendlage eingenommen haben, wird schon während dem Aufenthalt auf der Wochenbettstation ein früher Ultraschall der Hüfte durchgeführt.

Das Gleiche gilt für Kinder, deren nahe Verwandte (Eltern, Geschwister) eine sogenannte Hüftdysplasie hatten und Babys die privat versichert sind.

Was dir zuvor niemand sagt – er hat in den seltensten Fällen eine Auswirkung, sondern wird zur U3 erneut kontrolliert.

Die Anwendung des breiten Wickelns wird in Fachkreisen kritisch diskutiert. Wenn du vor hast Stoffwindeln zu nutzen hast du den “breit-wickeln-Effekt” sowieso schon mitgebucht.

In sehr seltenen Fällen wird eine Behandlung einer Hüftdysplasie eingeleitet. Allerdings scheint es so, als wären diese ausgeprägten Hüftdysplasien von einem erfahrenen Kinderarzt auch bei der normalen körperlichen Untersuchung erkennbar.

Meine Kritik ist vor allem der zusätzliche Termin in der knappen Aufenthaltszeit nach der Geburt, der häufig nur zu bestimmten Uhrzeiten stattfinden kann. Ob dein Baby zu diesem Zeitpunkt stillen möchte oder zufrieden ist wird selten beachtet. Ggf. soll sogar mit einem Schnuller oder Flaschennahrung nachgeholfen werden. Dagegen kannst du dich natürlich aussprechen.

Solltest du auf die frühe Hüftsonografie verzichten wollen, kann sie routinemäßig zur U3 beim Kinderarzt durchgeführt werden.

Entscheidung 20 — Stunde 20:05 – Der Nierenultraschall

Diese Untersuchung wird vor allem bei privat versicherten Neugeborenen während des Klinikaufenthaltes durchgeführt.

Ziel ist es Anomalien an Nieren und Harntrakt festzustellen. Leichte Anomalien werden weiter beobachtet. Starke Anomalien werden üblicherweise bereits in der Schwangerschaft festgestellt.
(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V.)

Unabhängig von einem Ultraschall wird dein Baby wird in den ersten Tagen auf die erste und eine regelmäßige Urinausscheidung beobachtet. Diese entspricht den noch kleinen Mengen an Muttermilch, die in den kleinen Magen deines Babys passen.

Bei der U3 mit einem Alter von 4 Wochen wird diese Untersuchung bei allen Babys durchgeführt.

Entscheidung 21 — Stunde 24:00 – Der Hörtest

Bereits seit einigen Jahren gibt es eine neue Kassenleistung für kleine Babys. Eine Überprüfung des Gehörs.

Eine funktionierende Hörfunktion ist schon im Babyalter unverzichtbar, weil darauf der Spracherwerb aufbaut. Eine Vorsorge ist daher grundsätzlich sinnvoll, weil so auch einseitige Hörstörungen gut erkannt werden können. Und damit behandelbar sind!

Es gibt zwei Untersuchungsarten die sich OAE und BERA nennen (als Abkürzung eines komplizierten Untersuchungsnamens). Manche Kliniken bieten auch beide an. Eine Erstuntersuchung mit OAE ist die Basisvariante.

Der Hörtest wird mit einem kleinen Ohrstöpsel oder mit Sensoren durchgeführt – ein ruhiges, frisch gestillt eingeschlafenes Baby hilft die Untersuchung zügig zum Erfolg führen zu können.

Die Alternative ist diese Untersuchung in einer spezialisierten Ohrenarztpraxis (HNO / Pädaudiologie) durchführen zu lassen. Das ist ein zusätzlicher Termin, der jedoch auch ganz in Ruhe wahrgenommen werden kann.

Sollte die Untersuchung in der Klinik kein aussagekräftiges Ergebnis bringen, ist dieser Gang ebenfalls nötig.

Entscheidung 22 — Stunde 28:00 – Die Babyfotografin

Viele Kliniken bieten inzwischen den Service der Babyfotografie. Sie besucht dich in den ersten Tagen auf deinem Zimmer und bietet dir an die ersten “professionellen” Bilder von deinem Baby zu machen. Kostenlos.

Was zuerst verführerisch klingt, hat Strategie. Beim Abholen der Fotos wirst du mir den Bildern deines Schatzes konfrontiert, wie du sie selbst vielleicht nicht gemacht hast. Auf CD bekommst du diese Bilder üblicherweise nur, wenn du ein größeres Set kaufst das eine dreistellige Summe kosten wird. Alternativ werden die dir präsentierten Fotos und Fotopräsente vernichtet.

Außerhalb der Klinik gibt es inzwischen in allen Preislagen Fotografen die ihre Arbeit auf Neugeborene spezialisiert haben. Die Preise unterscheiden sich stark. Der Stil ebenfalls. Doch selbst langjährig erfahrene Fotografen mit Auszeichnungen sind nur etwas teurer, als eine Babyfotografin mit einer Wochenend-Basisausbildung.

Entscheidung 23 –Stunde 30:00 – Der Gelbsuchtcheck

Zu den typischen Herausforderung der Neugeborenenphase gehört die Gelbsucht.

Ob die Konzentration des dafür zuständigen Bilibrubin im Blut zu hoch ansteigt, kann man beim reinen anschauen deines Babys nicht sehen. Manche Babys erscheinen sehr “gelb” und haben dennoch normale Werte – ebenso andersherum.

Durch die Untersuchung schließt man eine zu hohe Konzentration von Bilirubin im Blut aus, die sonst zu Schäden im Körper führen könnte.

Der Bilicheck ist ein Gerät, mit dem eine Analyse von Hautstellen durchgeführt werden kann.

Dazu muss dein Baby ggf. kurz ruhig gehalten werden – aber die Untersuchung ist schmerzfrei.

Andere Kliniken untersuchen ausschließlich die direkte Konzentration des Stoffes im Blut. Diese Blutabnahme wird üblicherweise gemeinsam mit einer weiteren routinemäßigen oder notwendig gewordenen Blutabnahme durchgeführt.

Entscheidung 24 — Stunde 36:00 – Das Stoffwechselscreening

Zu Beginn deiner Aufnahme auf Station wirst du einen Informationsflyer zum Stoffwechsel- oder Neugeborenenscreening erhalten. Diese kann, für die aussagekräftigsten Ergebnisse, 36-72 Stunden nach der Geburt durchgeführt werden.

Bei dieser Untersuchung werden eine große Bandbreite von Erkrankungen untersucht.

Die Besonderheit: sie werden erkannt, bevor sie Symptome machen können. Sobald Symptome auftreten würden, würde dies bereits nicht behandelbare Begleitschäden bedeuten.

Noch eine Besonderheit: in vielen Fällen ist mit einem strikten Ernährungsplan der Weg in ein normales und gesundes Leben geebnet.

Eine Kritik ist, dass die Laboranalysen immer besser werden und damit auch auf Genebene untersucht werden kann. Deshalb fällt diese Untersuchung inzwischen unter das Gendiagnostikgesetz.

Auf dem Flyer kannst du der Untersuchung zustimmen, sie ablehnen oder die Datenübermittlung zur Erhebung der statistischen Häufigkeit möglicher Erkrankungen ablehnen. Die genaue Formulierung der Flyer unterscheidet sich nach Bundesland und zuständigem Labor – es ist wichtig genau zu lesen, was du unterschreibst und streichst.

Um dies in Ruhe zu tun kannst du den Flyer schon vorab erfragen und ausgefüllt zu deinen Unterlagen für die Klinikaufnahme legen.

Entscheidung 25 — Stunde 48:00 – Die U2 mit Vitamin K

Bei der zweiten Vorsorgeuntersuchung wird dein Baby nochmals gewogen, gemessen und komplett untersucht. Ultraschalluntersuchungen gehören hier nicht routinemäßig zum Plan (außer wie oben beschrieben). Der Hörtest zählt zu dieser Untersuchung, ebenso die Kontrolle des Gelbsuchtswertes und die Blutabnahme auf Stoffwechselerkrankungen.

Zur Routine gehört dabei die zweite Gabe von Vitamin K als Tropfen.

Die U2-Untersuchung ist auch bei eurem Kinderarzt möglich. Manche Kinderärzte machen hierfür sogar Hausbesuche – ein Nachfragen lohnt sich.

Die Blutabnahme für das Neugeborenenscreening kann durch eure Hebamme gemacht werden. Hierfür ist eine Zustimmung eures Kinderarztes nötig, die du bereits vor Geburt abholen kannst, gemeinsam mit Einverständnis und Screeningkarte. Besprich mit deiner Hebamme, ob du dafür sonst noch etwas brauchst.

Entscheidung 26 — Stunde 50:00 und danach – Die Entlassung

Wann immer dein Aufenthalt in der Klinik zu Ende ist: Dein Wochenbett ist es noch lange nicht.

Das Wochenbett ist eine wichtige Zeit für dein Baby und dich in eurer neuen Lebenssituation anzukommen. Tu dir und deinem Baby etwas Gutes und schalte auch zu Hause noch einmal 5 Gänge zurück.

Du hast dir bis du hier ankommst viele Gedanken machen müssen und viele Entscheidungen getroffen. Zu Hause kannst du jetzt die Möglichkeit endlich etwas Ruhe und Kraft zu tanken.

Wenn du zu einem früheren Zeitpunkt das Bedürfnis hast in die Ruhe deiner eigenen 4 Wände zu Hause zu kommen, bespreche dies unbedingt. Eine frühe Entlassung sollte immer möglich sein, wenn es dir gut geht oder wenn du darauf bestehst. Ggf. ist eine Entlassung nur gegen Unterschrift auf eigene Verantwortung möglich.

Gerade auch bei einem schwierigen Stillbeginn ist es häufiger leichter in der ruhigen, ungestörten Umgebung zu Hause einen guten Weg zu finden. Deine Nachsorgehebamme und eine Stillberaterin können dir hier zur Seite stehen.

Fazit.

Mit einem Kind in deiner Familie wirst du zukünftig viele Entscheidungen treffen. Die Routinen in der Nachgeburtsphase nehmen dir einen großen Teil dieser Entscheidungen ab und ersetzen ihn durch allgemein ausgesprochene Empfehlungen oder Vorgehensweisen, die sich – begründet oder unbegründet – entwickelt haben.

Nicht immer ist der Weg des Üblichen auch der Beste für euch als Familie.

Mit diesem Überblick hast du die Möglichkeit zu überlegen, welche Entscheidungen du selbst treffen möchtest und in welchen du dich den Routinen einfach anschließt.

Ist bei dir noch eine Frage hängengeblieben? Stell sie mir ruhig unten in den Kommentaren, damit ich dir schreiben kann.

Hast du eine Freundin, der dieser Artikel sicher auch weiterhelfen wird, dann kannst du unten einfach den Button zum Teilen nutzen. Vielen Dank. 😀

Alles liebe und bis bald,
~Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Laura sagt:

    Tolle Zusammenstellung!
    Eine ganz konkrete Frage habe ich: Wie überzeuge ich unseren Kinderarzt, das nötige Formular auszufüllen, damit unsere Hebamme das Blut für das Neugeborenenscreening abnehmen, einschicken und diese Leistung abrechnen darf?
    Mit dem Hausbesuch zur U2 hat er kein Problem, das macht er gerne.

    Er hat sich schon beim letzten Kind geweigert, damals hab ich meine Hausärztin bequatscht…
    Seine Begründung ist mir aber entfallen.

    Viele Grüße!

    • Liebe Laura,

      gut, dass dir deine Hausärztin helfen konnte. Wenn du dir die Auseinandersetzung sparen willst kannst du diesmal vielleicht direkt zu ihr gehen?

      Wenn du dir die Widerstände antun magst, erzähl mir seine Begründung – sie würde mich interessieren … denn eigentlich geht es ja nur darum, dass nach dem neuen Gendiagnostikgesetzt die Hebamme eine Weisung von einem Arzt für die Blutentnahme und Einsendung benötigt. An der Abrechnung dieser Leistung wird man auch nicht reich … von daher versteh ich es ganz ehrlich nicht so ganz.

      Sobald dir die Begründung von damals einfällt, würde sie mich irre interessieren.

      Beim Hausbesuch für die U2 ist die Screeningblutabnahme sonst notfalls ja auch möglich – ist ihm das lieber, wenn er es selber macht?

      Lg. Tabea

  • Andy Hoerzig sagt:

    Was bin ich froh dass unser Sohn in einem Geburtshaus auf die Welt kam. Es war so viel entspannter und kaum Routine. Ich hoffe es klappt bei Kind #2 im Herbst auch wieder.

    Zum Thema Babyfotos im Krankenhaus, hat eine Freundin von uns gemacht. Scanner, Bilder zurück schicken *hüstel* Vielleicht nicht ganz legal bzw unlauter, aber dass man im Krankenhaus so überfallen wird, ist auch nicht ok 😉 Vor allem schauen die Bilder alle gleich aus…. Egal welches Krankenhaus, egal welches Baby.

  • Julia sagt:

    Schöne Zusammenfassung!

    Allerdings fehlt der wichtige Hinweis, dass durch die Vitamin K-Gabe das Hirnblutungsrisiko deutlich reduziert wird.
    http://www.dgkj.de/fileadmin/user_upload/Stellungnahmen/1304_SN_VitK.pdf

    • Hallo Julia,

      danke für deinen Kommentar und den Hinweis. Du hast völlig recht, dass die richtige Vitamin-K-Dosis in unserem Körper benötigt wird, um vor Blutungen geschützt zu sein. Das von dir genannte Abstract ist unter dem Punkt “deutsches Modell” verlinkt.

      Da eine ausführliche Erklärung der einzelnen Punkte hier den Rahmen gesprengt hätte, habe ich diese zu weiterführenden Informationen verlinkt (wie in der Einleitung geschrieben). Sicherlich werden zukünftige Artikel verschiedene dieser Punkte auch noch einmal genauer aufgreifen.

      Liebe Grüße,
      ~Tabea

  • Barbara sagt:

    Gute Zusammenstellung! Was meiner Meinung nach aber noch fehlt: es gibt massive Unterschiede von Klinik zu Klinik. Ich habe mich bei meinen beiden Geburten jeweils für eine WHO/UNICEF “babyfreundlich”-zertifizierte Klinik entschieden und würde das jedes Mal wieder tun. Meine Tochter lag die ganze Zeit nach der Geburt auf meiner Brust, sie wurde nicht übertrieben gewaschen, schon gar nicht eingecremt und nur in Moltontücher gewickelt. Es gibt Indikationen mit denen eine Geburt im Geburtshaus oder zuhause nicht gemacht wird, man sollte den Frauen nicht einreden, dass alles im Krankenhaus furchtbar ist. Es kommt sehr auf das Krankenhaus an. Ich bin auch beim zweiten Kind bewußt drei Tage in der Klinik geblieben, weil ich zuhause sofort wieder “Hummeln im Arsch” gehabt hätte. Aber in einem stillfreundlichen Krankenhaus wird dem Kind weder Glukose noch Säuglingsnahrung gegeben, für Ruhe der Mutter gesorgt und es gibt gute Stillberatung durch speziell ausgebildetes Personal, was zB nicht jede Wochenbetthebamme kann, wie ich im Freundeskreis leider auch schon erlebt habe.

    • Liebe Barbara,

      Danke für deinen Kommentar! Es tut gut zu lesen, dass du eine so umfassend gute Erfahrung in deiner Geburtsklinik machen durftest!

      Inzwischen lebe ich hier zwischen Babyfreundlichen Kliniken und könnte mir – mit etwas Anfahrt – wirklich aussuchen, wohin ich zu einer Geburt fahre. Das ist aber auch einfach der Luxus, wenn im Umkreis von 30 Minuten 3 Kliniken mit mind. einer BFHI-zertifizierten Klinik verfügbar sind.

      Immer wieder ermutige ich in meinen Artikeln den Geburtsort mit Bedacht zu wählen. Dazu ist es tatsächlich wichtig auch zu wissen, wie es in anderen Kliniken ablaufen kann. Doch es leiden auch zertifizierte BFHI-Kliniken unter dem ansteigenden Personalmangel. Im Detail heißt das, dass es wichtig auch über ein Zertifikat hinweg hinzuschauen, wie das einzelne Haus arbeitet.

      Darüber hinaus kann auch eine Klinik ohne ein derartiges Zertifikat achtsame Arbeit leisten. 😀 …und in Krankenhäusern ist nicht alles generell furchtbar. Die Zusammenarbeit dort kann sehr gut funktionieren. Dort ist der Ort, wo ich viele wohlwollende Kollegen erlebt habe. Was dort einfach an allen Ecken und Enden häufig fehlt ist Zeit. Und ohne Zeit gewinnen Routinen die Oberhand die in manchen Situationen dann zu wenig hinterfragt werden. Das kann man dann nur noch selbst tun.

      Liebe Grüße,
      ~Tabea

  • Julia sagt:

    Mich wundert es trotzdem, denn bei den anderen Punkten (zB. Augentropfen) ist angegeben, wogegen diese gegeben werden sollen.
    Leider verbreitest du in diesem Punkt von vorneherein Skepsis ohne einfach nur Fakten anzusprechen. Dies ist tendentiös.
    Das Merkblatt der antoposophischen Ärzte macht es ja genauso. Sagen, dass Eltern auf die Tropfen verzichten, verschweigen aber, welches Risiko damit eingegangen wird.
    Ebendo der Hinweis auf das angebliche Krebsrisiko. Es ist NICHT BESTÄTIGT worden. Was aber bei Eltern hängenbleibt: Oh Gott, Vitamin K -KREBS!
    Die intramuskuläre Gabe ist auch seit langem nicht mehr state of the art.
    Da es hier um medizinische Entscheidungen gibt, kann es dazu nur eine sinnvolle Evidenzbasierte Entscheidungshilfe geben. Alles andere ist nicht seriös.

    Bei den anderrn Punkten gebe ich dir vollkommen recht. Und diese wurden bei der Geburt meiner Tochter in einem Universitätsklinikum ganz selbstverständlich gemacht. (Bonding, Stillen, Nabelschnur, Rollbett, U1, keine Augentropfe etc). Das ist aktieller Stand der Wissenschaft.

    • Liebe Julia,

      die wissenswerten Punkte in Sachen Vitamin K sind leider wirklich viel umfangreicher, als sie hier aufzuschlüsseln. Das wird sicherlich in einem weiteren Artikel Thema werden.

      Einen zusätzlichen Hinweis und Link habe ich zwischenzeitlich eingefügt.

      Liebe Grüße,
      ~Tabea

  • Maria sagt:

    Ich finde das auch eine sehr schöne Zusammenstellung. Zur Ergänzung möchte ich aber anmerken, dass längst nicht jeder Kinderarzt den Ultraschall für Lunge und Hüfte durchführt. Wir hatten ihn schon im KH wegen familiärer Hüftdysplasien, genau deswegen hatte ich beim Ki-Arzt vorher nachgefragt. Die überweisen nur ins KH, womit man doppelten Stress hat. Und das war keine kleine Praxis, sondern ein MVZ…

    • Maria sagt:

      Niere und Hüfte meine ich natürlich 🙂

    • Hallo liebe Maria,

      gut, dass du dich da vorher erkundigt hattest! Das wäre ja eine wirklich blöde Rennerei.

      Eine Möglichkeit wäre noch einen (ggf. auf Kinder spezialisieren) Orthopäden vorab zu suchen und dort zu besprechen ob eine Konsultation auch ohne Überweisung möglich ist.
      Überfragt bin ich jetzt etwas, ob es möglich ist euch nur in ein spezielles Zentrum zu überweisen – den eigentlich haben wir in Deutschland ja freie Arztwahl. Es geht ja nur um eine Überweisung zur entsprechenden Fachdisziplin.

      Liebe Grüße,
      ~Tabea

  • Tanja sagt:

    Hoffentlich ist es mir beim zweiten Kind möglich, ungestört und intensiv zu “bonding”, wie hier beschrieben. Und die Möglichkeit, dass das Baby selbst zur Brust findet und stillen beginnt, fehlte mir beim Ersten. Ausgestattet mit vielen Informationen und der Erfahrung einer Geburt, blicke ich positiv auf die zweite. Ja und nie wieder ein Stillhütchen -.- meine Tochter brauchte ewig um damit zurecht zu kommen, in der Zeit hätte sie auch gelernt, richtig an der Brust zu trinken! Fünf Monate habe ich gebraucht, sie vom Stillhütchen zu entwöhnen! Seitdem stillen wir gerne, viel und noch so lange sie es möchte!

    • Liebe Tanja,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Gerade, wenn du bereits einmal erfahren musstest, wie es dir schwerer gemacht wurde als notwendig, bist du da natürlich ganz besonders hellhörig. Vielleicht hast du ja noch einmal die Möglichkeit mit deinem Geburtsteam ins Gespräch zu kommen, um zu klären, was dir wichtig ist.

      Auch ist es gut, wenn du – gerade nach so einer Stillhütchen-Erfahrung – noch in deiner Schwangerschaft einen Kontakt zu einer Stillberaterin suchst, um frühzeitig eine fachliche Hilfe an die Seite zu holen, falls es doch nicht sofort “flutscht”.

      Alles Liebe für dich & Herzliche Grüße,
      ~Tabea

  • Sonja sagt:

    Danke für die schöne Zusammenfassung!!! Allein der Gedanke daran, wieviel man womöglich diskutieren und verhandeln müsste hat mich furchtbar gestresst. Deswegen kam bereits mein erstes Kind zu Hause zur Welt. Nr 2 ebenfalls und auf nr. 3 warten wir gerade sehnsüchtig. Der Geburtspool ist schon aufgebaut… 😉
    LG Sonja

  • Herbert sagt:

    Der Artikel ist schon etwas älter, dennoch passend.

    Einen der Tests “einfach unterschreiben um abzulehnen” scheint ja nur theoretisch einfach, praktisch wird man verbal förmlich dazu gezwungen oder wird fertig gemacht. Meine Frau hat mich gerade eben um 04 Uhr Nachts aus dem KH angeschrieben wie sie von der diensthabenden Nachtschicht sehr negativ angemacht wurde, wie unverantwortlich wir seien so einen Test (Neugeborenen Screening) abzulehnen.

    Da hilft dann die Begründung, es führt bei uns nur zu unnötiger psychischer Bwlastung, auch nicht viel, wenn dieselbe Belastung steigt wegen der Verbalattacken der Schwestern und Ärzte.

    Mann mann…

    • Oh nein!

      Und das mitten in der Nacht.

      Puh. Gut, dass sie dir gleich schreiben konnte!

      Ein Satz, der in solchen Situationen hilft ist: “Lassen Sie mich darüber nachdenken” oder “Lassen Sie mich das in Ruhe besprechen” … ich weiss – es gibt auch heute noch “Schwester Rabiata” und es ist (sorry) ÄTZEND, wenn Elternentscheidungen nicht ordentlich besprochen werden können.

      Danke, dass du von eurem Erlebnis schreibst!

      Ich hoffe ihr findet heute einen besseren Gesprächspartner.

      ~Tabea

  • Dani sagt:

    Hallo Tabea,

    schöne Zusammenfassung. Gibt es hierzu aktuelle Änderungen?
    Eine Empfehlung wäre noch, den Text nochmal auf Schreibfehler durchzugehen. Da finden sich doch einige, die der Professionalität aus meiner Sicht ein wenig schaden 😉

  • Jana sagt:

    Ich danke auch für die tolle Zusammenfassung.
    Du hast dir echt Mühe gegeben. Ich habe den Artikel gerne gelesen und habe viel lernen können.
    Die Schritte werde ich hoffentlich in 3 Monaten auch mal erleben.
    Bin mal gespannt was auf mich zukommt.
    Danke nochmal 🙂

  • Franzi sagt:

    Die Zusammenfassung dieser Punkte finde ich sehr gut gelungen, jedoch ist der Artikel sehr reißerisch geschrieben.
    Wer sich informiert, entscheidet diese Punkte nicht nach der Entbindung, sondern zuvor und teilt sie im Vorgespräch zur Geburt mit. Denn nach der Geburt hat man aller Wahrscheinlichkeit nicht die Möglichkeit zu entscheiden, es wird in den meisten Fällen einfach entschieden. Deshalb ist es wichtig, dass auch der Partner diese Punkte kennt und für diese (zur Not) einstehen kann.
    Zudem kommt es darauf an, wo entbunden wird. Die Geburt meines ersten Kindes fand im Geburtshaus statt, was wundervoll war. All diese Entscheidungen wurde jederzeit zum Wohle vom Kind getroffen. Ich konnte mich 100%ig darauf verlassen, weil es eben der Philosophie des Geburtshauses entspricht.

  • Parker sagt:

    Wow! Ganz tolle Zusammenstellung! Wünschte ich hätte sie vor 8 Jahren vor meiner ersten Geburt gekannt- in dem kleinen Kreiskrankenhaus in Osthessen war einiges anders als ich mir es im Nachhinein gewünscht hätte, aber bei Nr 2 lief (in einem richtig tollen Krankenhaus) alles nach (unserem) Plan. Jetzt hoffe ich, dass wird bei Nr 3 genau so schön ablaufen. Da die letzte Geburt aber schon 5 Jahre her ist war kam die Auffrischung durch diese Liste gerade richtig 🙂

  • Sabine sagt:

    Hallo Tabea,
    Bei uns lief auch so einiges richtig gut, ich habe in einem stillfteundlichen Krankenhaus entbunden.
    Was mir im Nachhinein bei dieser Liste noch fehlt:
    1. Die erste Untersuchungen können zwar auf dem Bauch gemacht werden, für das wiegen muss das Baby jedoch einmal weg 😉
    2. Durch den Saugglockeneinsatz musste bei unserer Tochter am nächsten Tag noch ein Ultraschall am Kopf gemacht werden.
    3. Unsere Tochter haben wir das erste mal erst nach knapp 24 Stunden angezogen. Vorher durfte sie die ganze Zeit mit mir unter der Decke und einem zusätzlichen Handtuch bonden. Zum Glück hatten wir ein Familienzimmer. Was die Babys jedoch als allererstes auf die zarte Haut bekommen ist Plastik und Chemie in Form einer Pampers. Da ich inzwischen voll überzeugte 100% Stoffwicklerin bin, werde ich beim nächsten Kind eine Stoffwindel mit in den Kreißsaal nehmen.

    Dein Artikel ist trotzdem sehr informativ und jetzt ein halbes Jahr nach der Geburt nochmal gut zum revue passieren lassen.

    LG Sabine

  • Stefanie sagt:

    Das sind fast alles Punkte die auf einen zukommen, aber ein Nierenscreening ist in Deutschland keine Standarduntersuchung. Manche Kinderärzte bieten es bei der U3 oder U4 an, teils als Selbstzahlerleistung. Das kommt aber auf den Kinderarzt an.

  • Julia sagt:

    Liebe Tabea,

    wie immer ein tolles Video mit vielen Informationen und Möglichkeiten sich vorzubereiten. Für mich persönlich fehlte noch die Information „was passiert jedoch wenn man nicht natürlich entbinden konnte“. Ich hatte einen ungeplanten KS bei K1 und fragte mich jetzt bei dem Video „hätten wir trotzdem direkt Bonden können? Auf war hätte ich bestehen können und was ist medizinisch sinnvoll (Nabelschnur auspulsieren, Untersuchung etc.), „Sinvoll KS Kinder beim anlegen zu helfen, oder sie wie in den Videos möglichst selber den Weg zur Brust finden lassen ?“.
    Ich weiß nicht wie meine anstehende zweite Geburt sein wird; gewünscht ist möglichst natürlich und Komplikationsarm; aber falls nicht; wäre ich trotzdem gerne in der Lage stillfreundlich & beziehungsförderliche Entscheidung zu treffen.

    • Hallo liebe Julia,
      du spielst vermutlich auf ein Video im Stillclub an 🙂
      Zum Bonden nach Kaiserschnitt habe ich tatsächlich grad spontan gar nichts zur Hand – aber das hab ich mir grad notiert, weil auch das Stillen nach Kaiserschnitt wird ja immer wieder gefragt und steht noch aus.
      Schau zur Vorbereitung der nächsten Geburt unbedingt in den Stillvorbereitungskurs und lass in der Stillclub-Sprechstunde alle Fragen da!
      Lg
      Tabea