Stillen
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7 Einflussfaktoren, die deinem Baby das Stillen zu Beginn schwierig machen können

Ursachen für Stillprobleme beim Baby
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Wenn man manche reden hört, könnte man meinen, dass Stillen so leicht ist, als würde man eine Coladose öffnen.

Ist es aber nicht.

Und als meiner Blogleserin bleibt dir nicht viel erspart.

Ich bin einfach kein Mensch, der dazu da ist dich in Watte zu packen.

Deshalb sage ich es dir heute gerade heraus:

Es gibt Gründe, die das Stillen richtig schwer machen können.

Manchmal sogar (ggf. vorübergehend) unmöglich!

Ich erkläre dir heute aber nicht nur, warum das so ist, sondern zeige dir auch Lösungswege auf, mit denen du die ersten Schritte heraus aus der verzwickten Still-Situation findest, wenn du betroffen sein wirst.

Da ich hier heute sehr offen mit dir bin, kann es sein, dass dich manche Informationen vielleicht irritieren oder erschrecken. Unwissenheit scheint der größere Segen zu sein.

Doch Unwissenheit beschützt dich nicht.

Wenn du dir die verschiedenen Situationen nicht genau durchlesen möchtest, sei so frei und lies dir einfach nur mein Fazit unten durch – dort steht meine allgemeine Empfehlung, wenn euer Stillstart schwierig war.

1. Eine schwierige Situation während der Geburt

Geburten haben in unserer Industrienation heute nur noch wenig von ihrem natürlichen Charakter behalten. Nur 7% der Geburten laufen ohne Interventionen ab.

Eine Situation, der du durch verschiedene Maßnahmen entgegenwirken kannst.

Dennoch kann es immer – egal wie natürlich du deine Geburt gerade planst – zu Zwischenfällen oder sogar Notfällen kommen.

Viel häufiger sind es aber auch Situation, in denen du “einfach nur” etwas Medizin gegen die für deine Geburt zu stark gewordenen Schmerzen oder zu wenig gewordenen Wehen gegeben werden.

Oder bei der zu Maßnahmen gegriffen wird, die dir helfen sollen dein Baby letztlich zu gebären.

Die Geburt selbst ist der stärkste Faktor zu Beginn des Lebens. Selbst eine natürliche Geburt kann sehr stark auf dein Baby einwirken. Auch länger als ein paar Minuten oder Stunden.

Es kann deinem Baby helfen sich zu erholen, indem es über eine lange Zeit sehr ausgiebig bei dir im direkten Hautkontakt bleibt. Sich dadurch unmittelbar besser akklimatisiert. Aber auch während der nächsten Tage.

Vielleicht mag dein Baby bestimmte Positionen oder Berührungen mehr als andere.

Manchen Babys brummt nach der Geburt im wahrsten Sinne des Wortes noch der Schädel wie nach einer wilden Achterbahnfahrt. Dann reagiert es vielleicht mit Widerwillen auf Berührungen des Kopfes und das zurückgelehnte, intuitive Stillen ist für euch weniger kompliziert.

Oder deinem Baby ist noch ein wenig übel. Es spuckt Fruchtwasser. Dann kann es sich einfach saugend etwas beruhigen an deiner Brust. Oder auch mit Muttermilch seinen Magen durchspülen.

Oder es ist ganz besonders müde und geschafft. Dann wird es ihm helfen auf den Geschmack zu kommen, wenn du ihm ein paar Tropfen deiner goldenen Muttermilch mit der Hand entleerst und in den Mund träufelst.

Du siehst. Es gibt ganz viele Möglichkeiten deinem Baby den Zugang zu seiner Milch zu erleichtern.

Ganz abhängig von den genauen Symptomen, durch die sich der schwierige Stillbeginn auszeichnet, kannst du diese anwenden.

2. Eine unterbrochene Zeit des ersten Bondings

Manchmal ist es unumgänglich.

Dein Baby benötigt medizinische, lebensrettende Hilfe.

Du benötigst medizinische, lebensrettende Hilfe.

Dann hat das wertvolle Bonding nach der Geburt natürlich Nachrang!

Das sind die Situationen, in denen eine physische Trennung von dir und deinem Baby in den ersten 2 Stunden nach der Geburt nicht umgehbar ist.

In diesen 2 Stunden ist euer Hormonlevel unglaublich hoch. Ihr seid durchflutet von all den tiefen Instinkten, die eure Körper brauchen, um das Stillen zu einem guten Beginn zu führen.

Deshalb ist es so essentiell, dass ihr in dieser Zeit in diesem geschützten Raum der Nachgeburtsphase verbleiben dürft. Dass dein Baby die Möglichkeit hat seine Reflexe zu nutzen, um mit dir zusammen das erste Stillen zu erleben.

Doch ungleich häufiger sind es alte, unüberdachte Routinen, die das Bonding mit deinem Baby unterbrechen.

  • Man will schauen, wie schwer dein Baby ist
    Was sich auch innerhalb der nächsten 2 Stunden nur unwesentlich ändern wird
  • Man will dein Baby absaugen
    Wofür es meist bessere Alternativen mit weniger Nebenwirkungen gibt
  • Man will messen, wie lang dein Baby ist
    Was ohne weiteres etwas später und auf deinem Bauch liegend möglich ist
  • Man will die erste Untersuchung machen
    Das hat auch einen ganzen Tag Zeit, alle Beobachtungen deines Babys können gemacht werden, während es bei dir liegt
  • Man will deine Geburtsverletzung versorgen
    Die ist dann zwischen deinen Beinen und dein Baby kann dabei wunderbar weiter auf dir liegen und vielleicht sogar stillen, diese Ablenkung ist für dich sogar auch noch gut
  • Man will nicht, dass dein Baby nach dem Kaiserschnitt im kalten OP-Saal bleibt
    Ein Bonding-Band und vorgewärmte Handtücher sorgen zusammen mit deiner Körperwärme dafür, dass der Zustand deines Babys nach dem Kaiserschnitt stabiler bleibt, als wenn es von dir getrennt wird

Es gibt so viele unglaublich unterschiedliche Situationen mit so vielen besseren Alternativen, die es unnötig machen dein Baby von dir zu trennen.

Ist das eine ausweglose Situation?

Gott-sei-dank nicht. Wann immer sie vermieden werden kann, sollte sie vermieden werden. Sie führt zu handgemachten Problemen.

Sollte es dazu gekommen sein, dass ihr getrennt wurdet – egal ob notwendig oder unnötig, lasst euch durch ein Bondingbad für dein Baby die Chance geben noch einmal einen Startschuss zu geben.

Vielleicht auch mehrfach.

Es kann helfen euer Vertrauen in euch als Stillpartner zu stärken und handfeste Stillprobleme zu lindern und aufzulösen.

Doch manchmal ist es mit einer “kurzen” Unterbrechung nicht getan. Es kommt zu einer unvermeidbaren …

3. Eine Trennung von der Mama

Wenn du und dein Baby für mehrere Stunden oder sogar Tage dauerhaft oder zyklisch getrennt seid, erschüttert euch das beide bis tief ins Mark.

Das kann passieren, wenn dein Baby eine Neugeborenengelbsucht über das normale oder in deiner Nähe behandelbare Maß hinaus bekommt oder ein Infekt eine Behandlung deines Babys notwendig macht.

Ebenso kannst natürlich auch du von Zwischenfällen betroffen sein, die eine intensive Behandlung notwendig machen und dich von deinem Baby trennen.

Es kommen viele beunruhigende und verwirrende Gefühle von Leere, Verlust und Trauer ins Spiel.

Wart ihr doch die gesamte Lebenszeit deines Babys eng miteinander verbunden.

Bei einer Trennung ist es manchmal erst einmal schwer, die Milchbildung in Gang zu bringen.

  • Es fehlt das Stillen nach Bedarf
  • Es fehlt die Anpassung des Stillens in genau dem Rhythmus deines Babys
  • Es fehlt der Körperkontakt
  • Es fehlt die leise Kommunikation zwischen euch, weil du die frühen Signale deines Babys gar nicht mitbekommst.

Dann ist es wichtig individuelle Unterstützung an der Seite zu haben.

So kannst du lernen, wie dein Körper ausreichend Milch produziert.

  • Wie du deine Milch für dein Baby bereitstellen kannst, auch wenn es nicht bei dir sein kann.
  • Wie die Distanz zwischen euch verringert werden kann, ohne dass du dich über deine Kräfte hinaus verausgaben musst.
  • Welche Maßnahmen euch helfen an euer enges Band wieder anzuknüpfen, wenn ihr wieder beisammen seid.

Euch kann geholfen werden das Stillen und noch viel mehr eure Beziehung zueinander im zweiten Schritt stark zu machen!

4. Ein verkürztes Zungenbändchen

Es ist winzig.

In manchen Fällen sogar NOCH winziger.

Das Zungenbändchen, an dem die Zunge deines Babys mit den Sehnen und Muskeln in der Mitte des Unterkiefers verbunden ist.

Doch es ist bedeutsam und genau das stellt das Problem dar.

Wenn dieses Band sehr straff ist, kommt es häufiger zu Problemen beim Stillen.

Sichtbar wird es meist erst, wenn dein Baby schreit. Bei weit offenem Mund sieht die Zunge deines Babys dann aus, als hätte sie die zwei Bögen einer Herzform. Doch auch andere Arten eines zu kurz gebauten Zungenbändchen gibt es (weitere Informationen auf Englisch).

So lange es euch gut geht beim Stillen, es angenehm ist und dein Baby seinen Hunger so stillt, dass es gut an Gewicht zunimmt ist alles in Ordnung. Denn die weichen Strukturen können sich durchaus auch von selbst dehnen.

Habt ihr eine langwierige Geschichte von nicht heilen wollenden Brustwarzen und zu geringer Gewichtszunahme, muss in einer Beratung unbedingt auch daran gedacht werden, dass das Zungenbändchen zu kurz sein könnte.

Je kleiner dein Baby ist, desto geringer ist der Eingriff, der diese Situation beheben kann. Dabei wird das Zungenbändchen durchtrennt und sofort im Anschluss gestillt.

Auch wenn das Problem erkannt wurde, ist nicht jeder Arzt bereit dazu, diesen ambulanten Eingriff durchzuführen. Manchmal bedeutet das, dass ein Termin bei einem anderen Kollegen seiner Zunft oder zb. einem Kieferchirurgen notwendig wird. Klärt bei der Terminabsprache gleich, ob der Eingriff im Rahmen einer Begutachtung auch unmittelbar beim Neugeborenen durchgeführt wird.

Manche Ärzte sind nur bereit diesen Eingriff bei größeren Kindern durchzuführen, bei denen das kurze Zungenbändchen bereits Einfluss auf Sprache hat.

Eine gut vernetzte Stillberaterin sollte mit dir einen nahegelegenen Spezialisten finden können.

Mütter, die das Procedere bei Ihren Babys durchgemacht haben, sind immer wieder überrascht, welchen unglaublichen Unterschied es macht, wenn ihr Baby beim Saugen endlich ungehindert agieren kann.

5. Eine zu frühe Geburt

Manchmal geht es unglaublich schnell. Viel zu früh macht sich dein Baby auf den Weg.

In anderen Situationen ist es ein Zustand der über eine lange Zeit der Schwangerschaft andauert – das ständige hoffen, dass dein Baby lange genug im Bauch bleibt, um reif genug zu werden. Eine Zeit zwischen Anspannung und Entwarnung.

Eine bewusste und systematische Vorbereitung auf eine zu frühe Geburt ist manchmal real und manchmal emotional kaum zu schultern.

Deshalb halte ich den engen Kontakt zu einer IBCLC-Stillberatung bereits dann für sinnvoll, wenn du merkst, dass es die leise Option gibt, dass dein Baby zu einem Zeitpunkt geboren wird, zu dem es die Hilfe durch eine Kinderklinik bekommen wird. Völlig egal, wie intensiv diese dann aussehen mag.

Wenn es zu dieser Situation kommt wirst du mehrere Faktoren mit deinem Baby gemeinsam zu bewältigen haben.

  • Die Trennung zwischen dir und deinem Baby
  • Den verzögerten Stillbeginn von dir und deinem Baby
  • Die individuellen Herausforderungen die mit einer zu frühen Geburt deines Babys einhergehen
  • Die Milchproduktion, die bei dir zwischen Stress und Gefühlsstrudeln gut in Gang kommen soll

Die aussagekräftigsten Zahlen zur Bedeutung der Muttermilch liegen für Frühgeborene vor. Häufig ist ihr Darm noch so unreif, dass der Verzicht auf Muttermilch schwerwiegende zeitnahe, gesundheitliche Folgen mit sich bringt.

Du benötigst das Wissen über das Gewinnen deiner Milch, dem stabilen Etablieren deiner Milchproduktion trotz Trennung und eine individuelle Begleitung, um für deine Bedürfnisse und die deines Babys gute Lösungen zu finden.

Eine Stillberaterin kann je nach Organisationsstruktur in der Kinderklinik zur Verfügung stehen. Es kann aber auch sein, dass du diese privat von außerhalb der Klinik selbst organisieren musst.

6. Eine Lippen-Kiefer-Gaumenspalte

Ist während des Wachstums deines Babys im Gaumen eine Lücke geblieben, kann dein Baby an der Brust keinen Sog aufbauen. Auch wenn diese Spalte nur innen im Gaumen ist.

Das Procedere ist sehr unterschiedlich, jedoch ist es eine sehr besondere Situation in welcher ihr euch befindet. Dein Baby wird eine Weile brauchen, bis es selbst bei dir Stillen kann.

Von deiner Muttermilch wird es in dieser Zeit sehr profitieren.

Es ist wichtig, dass du eine gute, fachliche Begleitung an der Seite hast, die entweder bereits Erfahrung in der Begleitung von Familien mit einem LKG-Kind hat oder die Bereitschaft euch voller Energie und Empathie zu unterstützen.

Neben dem Stillen warten viele Entscheidungen auf euch.

Doch das Stillen ist ein wichtiger Hafen, der euch emotional stark unterstützen kann und natürlich auch sämtliche gesundheitlichen Benefits mitbringt. Auch wenn das Stillen zuerst einmal nur zeitweise direkt an der Brust stattfindet.

7. Ein Herzfehler

Schwerwiegende Diagnosen sind immer ein Schock.

Keine Frage.

Bei einem Herzfehler passiert in unseren Köpfen das Schlimmste, was wir uns vorstellen können. Schließlich geht es um den Antriebsmotor des Lebens deines Babys.

Hat dein Baby einem Herzfehler gilt eine besondere Einhaltung von Hygienemaßnahmen beim Stillen. Darüber hinaus profitieren Babys mit Herzfehler jedoch noch stärker von der natürlichen Ernährung mit Muttermilch, sowie den Saugabläufen.

Eine Zusammenfassung mit 15 Tipps zum Stillen bei Herzfehler hat Regine Gresens (Hebamme, IBCLC) bereitgestellt.

Erfahrungsaustausch mit anderen Betroffenen findest du unter anderem nach einer Aufnahme in der geschlossenen Facebook-Gruppe „Kinder mit Herzfehler stillen“.

Fazit.

Einige der stärksten Einflussfaktoren für die Stillzeit mit dir und deinem Baby entstehen während der Geburt. Alles hängt unglaublich eng miteinander zusammen. Alles passiert in der gleichen, tiefgreifenden Übergangsphase euer beider Leben.

Nicht auf jedes Detail wirst du den Einfluss nehmen können, der dir gerade vorschwebt.

Deshalb ist es mir ganz wichtig, dass du dir sehr schnell bewusst machst, dass es hier nicht um Schuld geht! Sondern um Optionen.

Sollte dein Baby einen Grund haben nicht effektiv zu stillen, lass dir unmittelbar helfen.

So schnell wie möglich.

Wenn es sich für dich holperig anfühlt ist der beste Zeitpunkt! Such dir eine IBCLC-Stillberaterin die wirklich zu dir nach Hause kommt und dort mit dir herausfindet, wo der Hase im Pfeffer begraben liegt.

Finde mit ihr heraus, welche Schritte sich für dich gut und richtig anfühlen. Dann lass dich durch die Möglichkeiten die ihr habt hindurch begleiten.

Du bist der Überzeugung, es sollten noch andere werdende Mamis wissen, dass es wirklich Gründe gibt, die den Stillbeginn schwierig machen können? Dann nutz einfach die Buttons und teile den Artikel in deinem Lieblingsnetzwerk.

Ich wünsch dir, dass euer Stillstart wunderbar wird!

Im Onlinekurs zur Vorbereitung auf die Stillzeit haben wir 5 knackige und intensive Module, in denen wir erarbeiten, wie dein Stillstart leicht von der Hand gehen kann. Schau dir gern die Infoseite dazu an.

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein