Schwangerschaft & Geburt
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Wie ich in der Schwangerschaft plötzlich ohne Hebamme dastand (und was das mit dir zu tun hat)

ohne Hebamme
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Alles war bis ins Detail geplant.

Natürlich. Ich war bestens vorbereitet.

Unter den Mitschwangeren grinste man über mich und meine Checklisten.

Schon eine ganze Weile plagte mich immer wieder ein elendiger Juckreiz.

Das dies “ganz normal” sei in der Schwangerschaft bekam ich meist zu hören.

Cremes, Bäder, Kühlen – alles half nichts. Auf meiner Haut sah man die verkratzten Furchen.

Als ich meiner Hebamme bei der Vorsorge davon erzählte, beschwichtigte sie meine Sorge. Ich bohrte weiter nach, denn ich hatte mich inzwischen zu möglichen Auslösern belesen (ja natürlich mache auch ich genau das, wovon einem abgeraten wird 😉 ).

Letztlich empfahl sie mir, wenn ich es unbedingt zu meiner eigenen Sicherheit bräuchte, solle ich mir Blut abnehmen lassen. Bei der Gynäkologin. Noch vor Mittwoch. Um nicht mit meiner Unsicherheit in Wochenende zu gehen.

zit
Ich wusste es.

Aus einem medizinischen Beruf kommend – schwanger. Ich bin prädistiniert…

zit
Ich bin ein Hypochonder.

Natürlich ging ich nicht zum Blutabnehmen.

Das folgende Wochenende war schrecklich. Es juckte. Immer. Überall.

Nichts half. Überhaupt nichts.

Montags telefonierte ich bei erster Gelegenheit mit meinen Hebammen, im etwas entfernten Geburtshaus. Dort hatte ich einen planmäßigen Termin am Nachmittag.

Nachdem geklärt war, dass die Kontrolle von Blutwerten jederzeit möglich war, verzichtete ich auf einen zusätzlichen Arzttermin.

Mit einer Portion Zuversicht, meinem Blut im Labor und einigen pflanzlichen Mitteln beendeten wir den Nachmittags-Termin. Ich schöpfte Hoffnung.

Die Laborergebnisse am nächsten Morgen machten dann doch einen Arzttermin notwendig.

Letztlich hatte sich die von mir befürchtete Diagnose bewahrheitet.

Nun musste das weitere Vorgehen besprochen werden.

Stunden mit Wartezeit auf verschiedene Untersuchungen bei verschiedenen Ärzten vergingen.

Bepackt mit Pillen und der andauernden Sorge, dass mein Baby aufgrund der Diagnose oder des Medikamentes doch einen Schaden nehmen würde, kam ich zu Hause an.

Nun begann er – der Anfang vom Ende.

Per SMS – ich wollte sie nicht versehentlich in einem Termin stören – informierte ich meine Hebamme vor Ort über die Bewahrheitung meiner Befürchtung. Und, dass ich nun Medikamente nehmen würde.

Die Antwort meiner Hebamme kam ebenfalls per SMS.

Ich war erschüttert.

Sie ging überhaupt gar nicht auf die Information ein, die ich ihr gegeben hatte. Nur auf den zweiten Teil meiner Nachricht, dass mein Baby in Schädellage – sie war sich beim Tasten nicht sicher gewesen – liegt, kam ein “freut mich” zurück.

Sehr strange.

Da saß ich. Sie hatte überhaupt nicht mitbekommen, was ich ihr noch geschrieben hatte. Es ging mir einfach echt nicht gut.

Und nun? Mein Vertrauen war weg.

Nachsorge mit einem Menschen an der Seite, dem ich nicht vertraute?

Für mich nicht möglich.

Und da stand ich nun – ohne meine Hebamme.

Diese Geschichte ist wirklich passiert. Damals, mitten im Sommer 2013, war ich in der 33. Woche schwanger.

In einer solchen Situation ist es völlig egal, ob du vom Fach bist oder ein medizinischer Laie.

Das Loch, das sich unter den Füßen auftut, ist – gefühlt – riesig.

zit
Wie kannst du dich nun vor so einer Situation schützen?

Welche Zutaten brauchst du, um dich im Fall der Fälle schnell zu berappeln. Um dich dennoch wieder sicher zu fühlen?

Dein Bauchgefühl

Es ist ein wenig unüblich geworden, dass wir auf unseren Bauch hören.

Im trubeligen Alltag kann diese leise, innere Stimme schon einmal ganz schön verschüttet werden.

Vielleicht ist es dir in deiner Schwangerschaft erstmalig so gegangen, dass dein Körper dir direkt gezeigt hat, welche Nahrungsmittel er braucht.

Wann du wirklich langsam tun musst.

Er spricht durchaus deutlich mit dir, dein wunderbarer Körper.

Deinem inneren Gefühl Vertrauen zu schenken, ist dir vielleicht noch nicht geläufig.

Auch ein wenig ausgeprägtes Bauchgefühl kann dich warnen. Deshalb hör auf deinen Bauch, wenn dir etwas komisch erscheint.

Versuche herauszufinden, was deinen Bauch verunsichert.

Sprich mit einer vertrauenswürdigen Person über deine Ängste. Jemand der dich ernst nimmt. Ein Mensch, der dich wohlwollend begleitet, ohne dich in weitere Ängste zu stürzen.

Mich hatte mein Bauchgefühl nicht getrübt. Schon einige Wochen vorher war ich hellhörig geworden, als meine Haut erstmals juckte.

Auch wenn ich mich, vorübergehend, hatte ablenken lassen … das Gefühl war geblieben.

Im Verlauf der Behandlung wusste ich so meist schon bei der Abnahme der Blutwerte, wie diese auf die Anpassung der Medikamentendosierung reagiert hatten. Mein Körper zeigte mir sofort, wenn die Dosierung noch einmal erhöht werden musste.

Dein Tisch des Vertrauens

Sorge frühzeitig für dich.

Ich hatte das große Glück schon frühzeitig auf einen Tisch mit vielen Beinen gesetzt zu haben.

Natürlich lässt sich das im Nachhinein recht leicht sagen. Die Wogen klatschten ordentlich über mir zusammen, obwohl ich ein solches Netzwerk hatte.

Es ging mir nicht gut. Ich hatte Ängste.

Doch war ich stets im Gespräch mit Menschen, die mir Mut machen konnten!

So ein Netzwerk kann aus ganz verschiedenen Personen bestehen. Darunter können Fachleute für Schwangerschaft und Geburt ebenso vertreten sein, wie Vertraute aus Familien und Freundeskreis – oder Mentoren.

Deine Vertrauenspersonen

Du selbst musst prüfen, wer dich wohlwollend begleitet. Und dich in deinem Wunsch nach Selbstbestimmung unterstützt.

Kannst du auf eine solche Unterstützung in deinem privaten Umfeld nicht hoffen, können andere, bewusst gewählte Berater, diese Funktion übernehmen.

Überlege selbst, wie viele Beine dein “Tisch” haben soll, um nicht zu kippeln, wenn es darauf ankommt.

Bei mir war es das Vertrauen, welches mein Mann mit in mein Bauchgefühl hatte.

Ebenso die Hebammen meines Geburts-Teams. Schon bei der ersten telefonischen Nachfrage war völlig klar, dass die Blutkontrollen alsbald durchgeführt werden würden.

Auch sie vertrauten meiner Sorge und damit meinem Gefühl.

Gleichzeitig stärkten sie aber auch mein Vertrauen in meinen Körper, gaben mir naturgegebene Medizin an die Hand. Sie ließen mich nie daran zweifeln, dass unsere Geburt dennoch im geplanten Setting stattfinden würde.

Wer sind hier also deine Unterstützer?

Wer fängt dich auf, wenn deine Gynäkologin einen Weg für die Geburt abzeichnet, der dir überhaupt nicht entspricht?

Mit wem kannst du reden, wenn sich Ängste breit machen?

Wer erinnert dich auch an deine Grundsätze?

Wo findest du Zuflucht im Gespräch, wenn im hormongeschwängerten Chaos alles nach einem Zerwürfnis mit deinem Partner aussieht? Wer fängt dich auf und hilft dir wieder ins Gespräch zu kommen?

Wer ist für dich da, wenn kurz vor der Geburt sich alles gegen dich zu wenden scheint? Hast du dann Menschen an der Seite, die dich und deinen Wunsch nach Selbstbestimmung ernst nehmen?

Deine Zuversicht

Welche Glaubenssätze begleiten dich?

Wie wohlwollend und zuversichtlich bist du dir selbst, deiner Schwangerschaft und Geburt gegenüber?

Bist du bereit selbstbestimmt und gleichberechtigt den Fachpersonen gegenüber zu treten, mit denen du im Rahmen deiner Schwangerschaft konfrontiert bist?

Wie kannst du den Glauben in dich selbst stärken?

Es ist ganz wichtig, dass du hier ganz bei dir bleibst.

Viele dieser Fragen wirst du zuerst alleine beantworten müssen. Danach noch einmal gemeinsam mit deinem Partner.

Es wird nicht immer einfach sein.

Weder euer Weg hinein ins Familienleben, noch das Familienleben später.

Es warten viele Veränderungen auf dich.

Aber du bist dazu geschaffen, das zu schaffen! Du bist wunderbar!

Fazit

Es war mir so wichtig gewesen.

Mein ambulant geplantes Wochenbett sollte von jemandem begleitet werden, der mich kennt und einschätzen kann.

Ich fing an, mir eine andere Hebamme für die Nachsorge zu suchen.

Jemand Neues. Eine Person, die mich also kaum kennen würde. Das hatte ich mir so anders vorgestellt.

Letztlich vergingen die letzten Wochen der Schwangerschaft mit allerlei Kontrollen.

Die Medikamente schlugen gut an, so dass die Dosierung reduziert werden konnte.

Ich musste mir am Ende der Schwangerschaft doch noch eine neue Hebamme suchen. Was ja gar nicht mehr so einfach ist. Dann lernte meine Nachsorgehebamme 2.0 kennen, zumindest kurz.

Die Hebammen im Geburtshaus waren mein Anker und halfen mir sehr.

In all der Aufregung ging für mich und mein Baby letztlich alles gut.

Zum Glück.

Im Strudel der Interventsionskaskade in der ich zu diesem Zeitpunkt gelandet war, war es ausschlaggebend, dass die Wellen nicht ertränkend über mir zusammen fielen. Das hat nur deshalb gut funktioniert, weil ich auf ein breit aufgestelltes Netzwerk zurückgreifen konnte.

Wie ist das bei dir? Wer gehört alles zu deinem Netzwerk des engen Vertrauens? Schreib mir doch in den Kommentaren – auch wenn du noch eine Frage hast – ich antworte dir gerne.

Voller Glück ins Mama-Leben und bis bald,
~Tabea

 

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein