Stillen
Kommentare 6

6 hartnäckige Mythen über das Stillen

hartnäckige Mythen, die sich um das Stillen deines Baby's ranken.
Gleich mit Freunden teilen!

Es gibt sie schon ewig und sie halten sich hartnäckig.

Warum auch immer – denn sie sind einfach nicht haltbar.

Heute schauen wir uns unter dem konkaven Bogen einer Lupe genau an, was hinter diesen 6 häufigen Mythen zum Stillen steckt.

Einmal aufgedeckt zeigen sie ihr wahres “Ich”.

Also ran an den Mythen-Speck.

Mythos #1 – Stillen funktioniert “von selber”

In zartem weiß und rosa (ok, wahlweise blassem hellblau) gezeichnet, liegen die aus purem Glück strahlende Mutter und ihr glatt gepudertes Neugeborenes. In trauter Zweisamkeit findet das wunderschöne Baby völlig von selbst die Brust, trinkt ein wenig daran und schlummert dann – eingehüllt in warme Tücher – den Schlaf der gerechten Babys.

Äh. Nope.

Sorry.

Selbst wenn der Kreissaal deiner Geburtenklinik rosa oder hellblau getüncht wurde … bis zum ersten Stillen ist meist schon ziemlich viel passiert. Abgesehen davon, dass eine ganz normale Geburt einfach ein Kraftakt ist.

Bis zu dem Moment, in dem dein Baby geboren wird, hast du große Chancen zu den 93% der Frauen zu gehören, bei denen in den natürlichen Verlauf der Geburt bereits eingegriffen wurde.

Schützen kannst du dich ein Stück weit davor, indem du vorher in guter und klarer Kommunikation mit deinem Geburtsteam stehst. Deine Wünsche in einem Geburtsplan festhältst.

Jeder Eingriff in den Verlauf der Geburt hat neben der erzielten Wirkung jedoch auch andere, nicht-gewünschte Wirkungen.

Das ist natürlich erst einmal unabhängig davon, ob die Maßnahme notwendig oder vorschnell erfolgte.

Es kann also sein, dass sich dein Baby zb. aufgrund von Medikamenten schwieriger orientieren kann. Dass es sehr müde ist und die Wachphase nicht ausreicht, um erfolgreich von selbst ein erstes Mal zu Stillen.

Dann braucht es deine Hilfe. Mit der Hilfe einer Brustmassage bei der die Milch schneller fließt oder etwas hand-entleertem Kolostrum kann es sein, dass dein müdes Baby viel schneller fit wird.

Vielleicht braucht es auch noch weitere Unterstützung.

Einen guten Start – auch für euren Stillerfolg – bieten auch die kleinen, aber feinen Geheimnisse von glücklichen Babys.

Mythos #2 – Stillen ist selbstverständlich

Wann hast du zuletzt eine stillende Frau auf offener Straße gesehen?

Gestern?

Vorige Woche?

Irgendwann einmal?

Und wann hast du zuletzt ein Kind mit Schnuller im Mund gesehen? Überleg einmal.

Selbstverständlichkeiten sind ja doch all die Dinge, die wir häufig vor Augen haben. Ein Auto, ein Computer, ein Smartphone – alles Gegenstände des alltäglichen Lebens. Selbstverständlichkeiten in unserem Alltag.

Stillen gehört dazu schon lange nicht mehr.

Die Stillraten in Deutschland zeigen, dass wenige Kinder im zweiten LebensHALBjahr noch gestillt werden – geschweige denn, nach dem ersten Geburtstag.

Obwohl die Empfehlungen ganz anders lauten.

Und obwohl 90% der Frauen einen großen Stillwunsch haben – bevor sie mit der Realität des Stillens konfrontiert werden und nicht die Hilfe erfahren, die sie benötigt hätten.

So natürlich und notwendig die Ernährung mit Muttermilch für den kleinen Babykörper ist – so wenig selbstverständlich ist sie heute in unserer industriell geprägten Zeit.

Viele von jenen, die beim Stillen helfen und unterstützen sollen, haben selbst keine Stillerfahrung. Haben selbst keine Stillausbildung. Sind selbst vielleicht sogar am Stillen gescheitert. Wenn sie dieses Scheitern aufgearbeitet und mit aktuellem Wissen ersetzt haben, ist es dein Glück…

Trotzdem kannst du Stillen zu einer Selbstverständlichkeit für dich und dein Leben, ja zu einer Selbstverständlichkeit für dein Baby werden lassen!

Suche dir ein Umfeld, in dem Stillen erfolgreich praktiziert wird. Knüpfe Kontakte zu anderen Frauen und Familien in denen auch Hürden in der Stillbeziehung schon erfolgreich gemeistert wurden.

Ein guter Platz ist dazu eine Stillgruppe, in der sich auch andere Mamas treffen. Im Austausch mit anderen, die schon ein paar kleine Schritte weiter sind als du selbst, kannst du am besten hineinwachsen in dein eigenes Selbstverständnis vom Stillen.

Mythos #3 – Stillen konnte bei uns eh noch keiner

Alle sind sie mit der Flasche groß geworden…. so wird mancher Schwangeren und frischen Mama suggeriert.

Freundinnen, die für’s Fläschchen plädieren, weil damit alles viel einfacher wurde. Mütter, Tanten, Omas, die davon berichten, wie gern sie gestillt hätten – aber weil es halt nicht ging, ging es halt nicht.

Aber groß geworden sind doch auch so alle.

zitUnd geschadet hat es dir doch auch nicht, stimmt’s.

 

Was will man da antworten?

Doch: mit meinen Hautproblemen, Allergien, dem Kampf um das richtige Körpergewicht und diversen Ersatzsüchten?

Dass Stillen jedoch “einfach so” nicht funktioniert oder funktioniert hat ist kein glaubwürdiger Ansatzpunkt. So hart das klingen mag.

Ein Großteil der Menschheit MUSS Stillen können – sonst wären wir längst ausgerottet.

Adaptierte, also industriell angepasste, Säuglingsnahrung wurde vor weniger als hundert Jahren patentiert. Wir haben sie die kürzeste Zeit unserer Menschheitsgeschichte zur Verfügung.

Trotzdem funktionieren die negativen Glaubenssätze sehr gut. Wenn dann erste Hürden und Herausforderungen für das ganz frische und junge Konstrukt der Stillbeziehung kommen, mischen sich eine demotivierende Erwartungshaltung und die Ängste, um die Versorgung des eigenen Babys.

“Lieber auf Nummer sicher gehen” wird dann schnell zum Leitspruch.

Doch auf das Stillen zu verzichten bedeutet auch, die Nachteile für die Gesundheit in Kauf zu nehmen.

Mythos #4 – Stillen ist nach Kaiserschnitt viel schwieriger

Ein Kaiserschnitt kann eine Operation wie jede andere sein, oder auch ein gravierender Einschnitt.

Deshalb ist eine generelle Verallgemeinerung einfach nicht sinnvoll.

Ganz grundsätzlich stimmt diese Aussage jedoch auf keinen Fall! Denn es gibt viele Aspekte die vorbereitend auf einen geplanten Kaiserschnitt bedacht und initiiert werden können, um einen möglichst günstigen Start ins Leben zu unterstützen.

Wichtig für den Beginn der für dein Baby ausreichenden Milchproduktion bei dir als Mama sind folgende Faktoren:

  1. Die Plazenta ist nicht mehr mit deiner Gebärmutter verbunden.
  2. Dein Baby trinkt so häufig, dass es die Milchproduktion in deinem Körper nach seinem Bedarf steigern kann.

Der erste Punkt ist fast immer gegeben, wenn dein Baby auf der Welt ist. Manchmal kann auch nach der Geburt ein Rest der Plazenta an der Gebärmutterwand verblieben sein – bei einem Kaiserschnitt ist das (fast) völlig ausgeschlossen.

Knackpunkt ist deshalb viel häufiger der zweite Punkt. Schmerzen oder verringerte Bewegungsfreiheit bei dir, Müdigkeit bei deinem Baby – das sind Gründe, die dich vielleicht zu Beginn am häufigen Stillen nach einem Kaiserschnitt hindern könnten.

Wenn du um die Wichtigkeit weißt, kannst du dich darauf einstellen und dir entsprechende Hilfe holen.

So bestimmen du und dein Baby auch nach einer Geburt mit Hilfe des Kaiserschnittes das In-Gang-Kommen deiner Milchproduktion mithilfe des Nachfrage-Angebot-Prinzips.

Mythos #5 – Stillen reicht alle 2, 3, 4 Stunden

Denke bitte jetzt nicht an deine Lieblings-Köstlichkeit – egal ob süß oder salzig. 😉

Wie oft steht dir der Sinn danach?

Täglich?

Einmal wöchentlich?

Einmal im Monat?

Oder hast du gar keine köstlichen Laster?

Wer wäre in deinem Umfeld berechtigt dazu, dir Vorgaben zu machen, wie oft du davon nimmst, wenn diese Leckerei auch noch:

  1. wichtig für dein Immunsystem
  2. wichtig für dein gesundes Wachstum
  3. wichtig für deinen Darm
  4. wichtig für dein Überleben wäre?

Vor allem im letzten Fall bin ich mir sicher, dass dein eigener Körper am besten weiß, wann er überlebensnotwendiges zu sich nehmen muss.

Vielleicht ist er an Alternativen zu gewöhnen.

Ein Menschenkörper überlebt sicher auch, wenn er nur Apfelsaft statt Wasser trinkt.

Ober dadurch gesünder wird sei dahingestellt.

Nun stellst du die wichtigste, richtigste, gesündeste Nahrung für dein Baby bereit. Und dein Baby weiß einfach am allerbesten, wann es diese Nahrung braucht. Während das eine Mal mehrere Stunden vergehen, kann es sein, dass zu einer anderen Tageszeit viele Mahlzeiten in einer nur einzigen Stunde notwendig sind, um seinen Bedarf zu decken!

Komme seinen Signalen für das Stillen nach und dein Körper kann sich in der Milchmengenproduktion umso besser auf dein Baby einstellen.

Doch: VORSICHT! Manchmal kommt es zu Situationen – gerade zu Beginn des Lebens – da müssen Babys erinnert werden, dass die das “weiße Gold” dringend benötigen.

Wenn dein Baby sich also 3 oder sogar 4 Stunden nach Beginn der vorangegangenen Mahlzeit noch immer nicht gemeldet hat, erinnere es daran. Lass dir ggf. helfen – denn es ist wirklich wichtig, dass dein Baby deine Nahrung häufig erhält.

Mythos #6 – Stillen kostet nichts

Du hast gehört, Stillen wäre so praktisch und würde überhaupt nichts kosten.

Du hast es geglaubt. Oder glauben wollen.

Da muss ich dich leider enttäuschen.

Und nein – das mein ich auch echt nicht witzig.

Es ist sogar sehr teuer.

  • Stillen kostet Zeit.
  • Stillen kostet Geduld.
  • Stillen kostet manchmal auch unangenehme Gefühle für eine Weile auszuhalten.
  • Stillen kostet gelegentlich Schmerzen, die vorübergehen, wenn Verletzungen wieder heilen konnten.
  • Stillen kostet eine große Anpassungsfähigkeit.
  • Stillen kostet den Einsatz eigene Denkmuster zu überdenken.
  • Stillen kostet Flexibilität und manchmal auch Umwege.
  • Stillen kostet manchmal Beziehungen mit lieb-gewordenen Menschen in ein neues Licht rücken zu müssen. Manchmal die zur eigenen Herkunftsfamilie.

Für diesen Preis hast du die natürliche, ständig aktuell angepasste Nahrung auf die aktuellen Bedürfnisse deines Babys.

Stillen liefert Immunschutz vor Krankheiten und lindert aktiv ausgebrochene Krankheiten.

Stillen ist aber auch langfristig gesehen ein Geschenk an die Gesundheit deines Babys und an deine eigene Gesundheit ebenfalls.

Und du weißt natürlich längst, dass Stillen auch darüber hinaus Nahrung für Psyche und Seele bietet.

In manchen Situationen wirst du dir einreden wollen, dass es ohne das Stillen einfacher ist. In vielen anderen Situationen wirst du tief in dir drinnen spüren, dass dir das Stillen gerade eine wirkliche Hilfe ist.

Wenn du dich einlässt auf das Stillen wirst du merken: Dein Baby zu Stillen mag das naturgegebenste der Welt sein. Doch selbstverständlich ist es in der Gesellschaft in der wir beide Leben nicht.

Also mach dich schon mal gefasst darauf, dass es nicht bei diesen Mythen bleiben wird. Es werden sicher noch ganz andere Ammenmärchen hinzu kommen.

Doch du hast die einmalige Gelegenheit dich jetzt zu wappnen. Fit zu machen. Vorzubereiten, damit du diesen Mythen nicht erliegen wirst. Genau das machen wir im online Stillvorbereitungskurs.

Was hast du schon gehört über das Stillen wovon du zweifelst, dass es wirklich wahr ist?

Schreib mir in den Kommentaren!

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

 

[mc4wp_form]

Gleich mit Freunden teilen!
Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Sarah sagt:

    Ammenmärchen – häufigeres Stillen als alle 1,5-2h verursache Blähungen weil ständig frische auf schon angedaute Milch kommt. (Aus dem Munde meiner (kurzzeitigen Vertretungs- Nachsorge-)Hebamme, die so alt ist wie ich, mit 5jähriger Tochter und noch so einigen anderen altbackenen Ansichten…

    • Tabea Laue sagt:

      Liebe Sarah,

      oh ja – früher waren es die oben auch genannten 4 Stunden … jetzt hält sich dieser Mythos weiterhin, nur mit einem kürzeren Stundenabstand.

      Allerdings bin ich mir seeeehr sicher, dass “Hunger aushalten müssen” deutlich mehr Bauchschmerzen verursacht.

      Überhaupt,… wenn wir an uns selber denken: Dürfen wir nur in einem bestimmten Zeitraum und im Rahmen einer Mahlzeit ein Stückchen Schokolade essen? Bekommen wir mehr Bauchschmerzen, ob wir das Stückchen Schoki 5 Minuten oder 1 Stunde nach unserer Mahlzeit essen?

      Und du sprichst etwas ganz wichtiges an: Wir müssen uns als Gesundheitspersonal echt was schämen, dass wir selber immer wieder auch auf solche Mythen reinfallen und sie dann auch noch vertreten 🙁 … hier echt ein kollektives Sorry für alle und die Ermutigung uns auch zu sagen, wenn euch etwas “spanisch” vorkommt!

      Danke für deinen Kommentar liebe Sarah,
      ~ Tabea

  • Ira sagt:

    Ammenmärchen:
    Bei erneuter Schwangerschaft war der erste Kommentar der Gynäkologin
    “Dann müssen sie ja jetzt abstillen!”
    Begründung auf Nachfrage: “das machen alle meine Patientinnen”.

    • Hey Ira….

      das erinnert irgendwie an Lemminge … aber zumindest kann sie das jetzt nicht mehr sagen, vermute ich 😉

      ~Tabea

      • Ira sagt:

        Ich muss gestehen, ich habe das Thema mit ihr nicht weiter ausdiskutiert. Sie hat nie wieder nachgefragt und ich hatte genügend andere Schlachtfelder zu dem Thema auf denen ich mich austoben konnte. Daher vermute ich mal, dass sie davon ausgeht, ich sei ihrem fundierten Ratschlag gefolgt…

        * meine Mutter hatte seit dem ersten Geburtstag der Erstgeborenen ungeduldig auf das Abstillen gewartet um sie mal über Nacht mitnehmen zu können

        * die Schwiegermutter war seit sie von der neuen Schwangerschaft wusste nur noch dabei sich Sorgen zu machen. Ich müsse doch eine Pause zwischen den beiden haben, damit mein Körper sich erholen könne

        * die Schwiegeroma drängelte zum Abstillen weil ich doch nicht beide gleichzeitig Stillen könne

        * mein Mann wollte die Große rechtzeitig vor der Geburt in ihr eigenes Bett ausquartieren für die Nächte

        * der Kinderarzt in der Klinik hatte Probleme zwischen “wird noch gestillt” und “bekommt ausschließlich Milch und keinerlei Beikost” zu differenzieren. Verlangt mehrmals täglich Milch und hat freien Zugang zu Fingerfood und isst bei allen Mahlzeiten mit vom Teller hat sich irgendwie ausgeschlossen in seiner Welt

        * die erste kontaktierte Hebamme hat mir erklärt ich müsse dringend in mich gehen und meine wahren Motive erkennen warum ich Erstgeborene noch Stille und erkennen, dass ich sie als kleines Baby behalten möchte und da müsse ich los lassen lernen und sie wachsen lassen…

        Letztendlich hat sie mit etwas über 1 1/2 dann zuerst tagsüber von sich aus keine Milch mehr verlangt und ist dann auch abends schon auf dem Arm einschlafen während ich mich fertig gemacht hatte – und da haben wir sie nicht mehr geweckt um sie an ihre vergessene Einschlafmilch zu erinnern