Stillen
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5 Fragen die du in Vorbereitung auf das Stillen deines Babys beantworten können solltest

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Irgendwo in deiner Wohnung liegt es.

Ein Buch oder ein Prospekt, der dir beim Stillen helfen soll.

Es liegt dort nicht nur. Natürlich hast du ein wenig hineingelesen.

Doch: du kannst dir eh nicht vorstellen, wie das ist ein Baby zu Stillen.

Also: so what.

Nach dem Überfliegen einiger Seiten landet es bei der Kliniktasche. Dort soll es dir helfen, wenn du mit dem Stillen beginnst.

Genau das ist der fatale Fehler, den du gerade begehst.

Du denkst: “Stillen ist natürlich.” – Das Natürlichste der Welt. Genauso wie Sex und Geburt.

Jap.

Genau so ist es.

Und:

Es ist weder selbstverständlich eine erfüllte Sexualität zu erleben, noch ist es garantiert eine natürliche Geburt zu erleben und mit dem Stillen verhält es sich genauso.

Du glaubst mir immer noch nicht.

Schließlich wirst du in einer Klinik gebären, die du dir extra sehr gut ausgesucht hast. Dort wird man dir beim Stillen helfen.

Das Buch in deiner Kliniktasche ist ja übrigens auch kein Werbeprospekt irgendeiner Firma, sondern stammt aus meinen Empfehlungen. Also sollte ja wenigstens das hilfreich sein. Zb wenn die Schwestern auf der Wochenbettstation tatsächlich wegen eines Geburtenbooms zu deinem Termin keine Zeit hätten, dir und deinem Baby beim Stillen zu helfen.

Aber: Nope. Das wird so nicht klappen.

Stell dir mal vor, du hast es dir mit deinem Liebsten gemütlich gemacht. Sofa. Bett. Küche. Völlig egal wo … ihr seid gut zugange. Aber so gaaaaanz befriedigt fühlst du dich gerade nicht und ziehst aus der Schublade das Handbuch für besseren Sex.

Je nachdem was für ein Handbuch es ist sehe ich zwei Reaktionen:

  1. Ihr hattet es als Appetitanreger zur Hand BEVOR ihr losgelegt habt und euch am besten auch zuvor eine Weile lang eingelesen.
  2. Es führt zu einer desaströsen Situation und ihr habt ziemlich schnell wieder mehr Klamotten an. Viel schneller als ihr eigentlich haben wolltet.

Warum gerade dieses Beispiel?

Na, weil es zeigt, dass die Zeit für Handbücher in gewissen Situation einfach erstmal vorbei ist.

Und weil du vermutlich Sex hattest, bevor du mit der Frage des Stillens konfrontiert wirst. Irgendwann zumindest. Und du dich daher vielleicht eher einfühlen kannst, als wenn ich jetzt nur vom Stillen schreiben würde.

Eine wirklich gute Möglichkeit ist es, wenn du die Chance hast dich in einem Kurs – oder ganz persönlich – auf die Stillzeit vorzubereiten. Auch bieten wir, als IBCLC-Stillberaterinnen, die Möglichkeit für ein persönliches Beratungsgespräch. Individuell auf dich zugeschnitten.

In deiner Vorbereitung ist es für dich wichtig folgende Fragen zu klären:

1. Werde ich mental überhaupt bereit sein zu stillen?

Der Beginn der Stillzeit liegt mitten in einer lebenswichtigen und hoch sensiblen Phase. Deines Lebens. Des Lebens deines Babys.

Solche Übergänge sind gleichzeitig voller Kraft und voller Verletzbarkeit.

Alte, tief vergraben liegende Denkmuster können hier ganz leicht hochkochen und dich überwältigen.

  • Was hat dich und dein Denken über das Stillen also geprägt?
  • Wie denkst du über deinen eigenen Körper?
  • Welche Geschichten kennst du über deine eigene Stillzeit?
  • Wie wurde in deinem Umfeld mit dem Stillen umgegangen?
  • Woher schöpfst du die Kraft, wenn der Stillbeginn wirklich nicht geradlinig verlaufen sollte?

Dich selbst vor deinen inneren Spiegel zu stellen, ist nicht das einfachste. Aber ein wichtiger Weg, den du zu irgendeinem Zeitpunkt gehen wirst.

Du kannst ihn selbst erkunden – ganz in Ruhe. Oder es wird der einzige Weg sein, den du findest, weil es sich dir katastrophal in den Weg stellt.

Ist das immer so?

Nein. Natürlich nicht.

Du kannst auch Glück haben … wie immer im Leben.

Oder du kannst die Augen zumachen und dich durchbeißen.

Auch möglich.

In Ruhe hast du einfach mehr Wahl.

Ist damit dann auch alles geklärt? Gereinigte Gedanken und happy-hippo?

Nope.

Zumindest nicht in meiner Erfahrung.

Wenn du dich auf die Stillzeit vorbereitest, solltest du dich auch mit dem Stillen an sich beschäftigen 😉

Dabei geht es unter anderem um die Frage:

2. Wird mein Baby richtig stillen können?

Das natürliche Verhalten eines Babys ist unserer Erwachsenenwelt fremder als das natürliche Verhalten eines Marsmenschen.

Dem würden wir wenigstens mit ein bisschen Respekt begegnen. Würden uns vorsichtig herantasten.

Bei einem Baby hören wir recht schnell Unkenrufe, Ratschläge und haben gar keine Zeit oder Ruhe uns an dieses fremdartige Verhalten zu gewöhnen.

Doch viele Eigenarten von Babys sind total nachvollziehbar, wenn du dich das erste Mal wirklich damit beschäftigst. Das Verständnis dafür ist deshalb so wichtig, weil es unmittelbar auch mit seinem Essverhalten zusammenhängt.

Meine Lieblingsleseempfehlung zu diesem Thema ist das Buch: Kinder verstehen von dem Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster* [Affiliate-Link] – wenn du gerne liest.

Du kannst also davon ausgehen, dass dein Baby richtig stillen können wird, wenn es die Gelegenheit dazu bekommt.

Genauso gibt es aber viele Einflussfaktoren, die den Stillbeginn wirklich erschweren können. Dann ist es wichtig, dass du die Möglichkeit hast dir wirkliche Hilfe ins Boot zu holen. Mehr dazu bei Frage 5.

Aber auch dein Körper ist natürlich ausschlaggebend für das Stillen

3. Wird mein Körper mein Baby stillen können?

Ich habe bereits weiter oben die Frage in den Raum gestellt, wie du über deinen Körper so denkst.

Traust du es deinem Körper zu dein Baby zu ernähren?

Denn auch wenn er gerade genau das tut, geht es dir vielleicht ähnlich wie vielen Frauen. Dann bist du dir unsicher, ob dein Körper auch fähig ist weiterhin genug Nahrung bereitzustellen.

Genug Milch zu produzieren.

Die Milch in der richtigen nahrhaften Zusammensetzung zu produzieren.

Ausschlaggebend ist dabei vor allem das wissen, dass die Zusammensetzung nur über das Stillen selbst veränderbar ist. Die Nachfrage während du stillst regelt das Angebot in dem die Milch zur Verfügung gestellt wird.

Nun gut. Dann klappt das also mit dem Stillen.

Aber bedeutet das mit dem Stillen nun für immer ans Baby angekettet zu sein?

Oder vielmehr:

4. Werden ich meinen Bedürfnisse in der Stillzeit gerecht werden können?

Nun. Diese Frage ist wahrlich schwer zu beantworten.

Genauer gesagt: diese Frage kannst wirklich nur du beantworten.

Keine Frage:

Die Ankunft des neuen Erdenbürgers wird einiges in der Bedürfnisverteilung hin- und herschubsen. Übrigens unabhängig davon ob du stillst oder nicht.

Dabei kann es sein, dass du ein Baby bekommst, dem du irgendwann liebevoll den Namen “Anfängerbaby” zuhauchst (falls du so eines bekommst, prahle damit bitte nicht vor den Anderen, sondern genieße es – auch Anfängerbabys haben Phasen die dich persönlich ganz schön herausfordern werden) und es gibt bedürfnisstarke Steinzeitbabys. Letztere stellen die Bedürfnisfrage dann noch einmal auf ein ganz anderes Level.

Aber völlig egal, wie euer beider Bedürfnisse sich zeigen:

Ihr werdet Wege finden müssen diese Bedürfnisse zu erfüllen.

Dazu gehören deine Bedürfnisse ebenso, wie die deines Babys.

Mit einem Unterschied:

  • Dein Baby wird dich brauchen, um seine Bedürfnisse erfüllt zu bekommen.
  • Dein Baby sollte jedoch niemals die Person sein, welche deine Bedürfnisse erfüllt.

Es gilt also kluge Strategien in einem der wichtigsten Netzwerke in deinem Leben zu etablieren. Deinem persönlichen Umfeld.

Dort ist es an dir, dir die auf deine Bedürfnisse zugeschnittene Hilfe zu organisieren.

“Hilfe” ist dann auch das Stichwort für die letzte Frage, die du dir stellen solltest:

5. Werde ich Hilfe finden, wenn das Stillen nicht klappt?

Hast du schonmal unter Brustschmerzen während deines Zykluses gelitten? Kann sch***-weh tun!

Deine Brust ist einfach wirklich ein empfindsames Körperteil.

Das ist sehr wichtig, weil nur durch diese Sensitivität auf Empfindungen können die Hormone sehr gut ausgeschüttet werden, die du für deine Sexualität und das Stillen brauchst.

Umso wichtiger ist es, dass du gut mit dir umgehst.

Wenn dir das Stillen Schmerzen bereitet, läuft etwas grundlegend falsch.

Das heißt jedoch nicht, dass DU falsch bist!!! (Wichtigste Lektion!!!)

Es heißt einfach, dass du dir wirkliche Hilfe gönnen solltest.

Diese Hilfe hat entweder eine eigene große Stillerfahrung und sich zudem sehr intensiv belesen und weitergebildet. Dann findest du sie als ehrenamtliche Stillberaterin bei der La Leche Liga oder der Arbeitsgemeinschaft freier Stillgruppen.

Oder sie ist eine medizinische Fachfrau, also eine Gynäkologin, eine Hebamme, eine Krankenschwester und dabei ist die Reihenfolge wirklich egal: wichtig ist, dass sie eine tiefgründige Weiterbildung zum Thema Stillen hat. Auf den ersten Blick erkennen lässt sich das an dem Zusatz IBCLC. Das sind Stillberaterinnen mit einem internationalen Zusatzexamen nach ca. 1,5jähriger Weiterbildung, welches zudem alle 5 Jahre re-zertifiziert werden muss. Sie haben spezielles Wissen für die Stillzeit, welches über alle anderen medizinischen Aus- und Weiterbildungen hinausgeht.

Such nach einer vertrauenswürdigen Kontakt-Telefonnummer schon in deiner Schwangerschaft. Erkundige dich ggf. ob sie um deinen Geburtstermin herum verfügbar sein wird, damit du dann nicht erst mit der Suche beginnen musst, wenn der Herd brennt.

Fazit.

Ebenso, wie es Menschen geben soll, die nie in ein Seminar zum Thema Sexualität gehen würden, gibt es Frauen, die es befremdlich finden, einen Kurs zur Vorbereitung auf die Stillzeit zu besuchen.

  • Vielleicht muss man da ja über den eigenen Körper reden!
  • Vielleicht muss man sich da sogar anfassen!
  • Vielleicht muss man sich da ausziehen!
  • Vielleicht sind da überhaupt nur komische Menschen!

Alle möglichen Befürchtungen gibt es. Ob die sich Bewahrheiten wird ganz unterschiedlich sein 😉

Ich kann nur für Stillvorbereitungskurse sprechen: Ausziehen musst du dich da nicht. Und müssen solltest du überhaupt nie etwas, was über deine persönlichen Grenzen geht!!

Zum Glück eröffnet sich online eine völlig neue Welt.

Meine IBCLC-Kollegin Regine Gresens zeigt dir zum Beispiel Schritt-für-Schritt in Videoanleitungen, wie du dein Baby technisch korrekt anlegen wirst.

In meinem Kurs zur Vorbereitung auf die Stillzeit haben sich schon über 700 Frauen auf ihre Stillzeit vorbereitet. Erfahre hier mehr über den Unterschied zwischen einem Stillvorbereitungskurs online und offline.

Alles Liebe und bis bald,
~Tabea

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein