Erfahrungsbericht
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“Baby da, Milch da, fertig!” – Eine Mama erzählt.

stillen mindestmenge
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In der Stillberatung erzählen mir Mamas häufig ihre Geschichte und wie sie sich den Stillbeginn ganz anders vorgestellt hatten. Besonders während der ersten Schwangerschaft und auch bei allen weiteren sind die Gedanken an den Stillbeginn ganz andere, als im Nachhinein.

Deshalb hatte ich mich umgehört, welche Mama gerne die Geschichte ihres Stillbeginns hier teilen möchte, um das Mysterium der Stunden und Tage nach der Geburt ein wenig zu lüften.

Heute freue ich mich riesig, dass Katrin ihre Geschichte teilt. Sie hat mir geschrieben und erzählt davon, wie sie ihren Stillbeginn erlebt hat.

Ihr ganz persönlicher Bericht ist der Beginn einer (vorerst kleinen) Serie. Jede Erfahrung ist ein wenig anders oder sogar völlig anders. Meine Kommentare und Erläuterungen dazu wirst du an der – pinken – Schriftfarbe erkennen können.

Ein Stillbeginn und Aufregung wegen 39 Grad Fieber

Wenn mir jemand vor einigen Monaten gesagt hätte ich solle was über den Stillstart schreiben, hätt ich gefragt was man denn da schreiben soll?

Baby da, Milch da, fertig!

Ich habe mir während der Schwangerschaft null Gedanken darüber gemacht es war mir klar dass ich stillen will und werde.

So geht es ganz vielen Mamas in der Schwangerschaft. Die Stillzeit ist gedanklich noch so weit weg.

Als mein Sohn geboren wurde war es dann doch gar nicht so einfach.

Wir kamen um 6 Uhr früh aus dem Kreißsaal (Kolostrum hat er dort bekommen-ein tolles Gefühl wenn der kleine Zwerg das erste mal saugt) und waren natürlich an diesem Tag beide k.o.  Ich legte ihn immer wieder an, aber ob er viel getrunken hat konnte ich nicht sagen.

Die erste Tag mit viel Schlaf

Wir haben vor allem viel geschlafen was den Schwestern auf der Station gar nicht gepasst hat.

Viele Mamas & Babys sind nach der Geburt erst einmal erschöpft. Da die Versorgung über die Nabelschnur jetzt gekappt ist, ist es dennoch wichtig darauf zu achten, dass der Stillbeginn gut initiiert wird. So kann späteren Problemen gleich vorgebeugt werden.

Dauernd wollten sie meinen kleinen Schatz aufwecken, damit er trinken kann.

Eine Schwester hat ihm sogar den Finger ins Ohr gesteckt und mir geraten ihn auszuziehen, damit er friert und aufwacht! Ich war total sauer aber zu höflich um was zu sagen.

Kleine Gemeinheiten sind da leider weit verbreitet.

Viel besser wäre es, mit dem Baby nackig Haut-auf-Haut zu kuscheln. Das stabilisiert Körpertemperatur, Energieverbrauch und den Blutzucker. Außerdem ist die Brust in “Riech- und Saugreichweite”.

Häufig hilft bereits diese kleine & vor allem liebevoll begrüßende Maßnahme.

Ich fand es völlig ok dass wir noch kaputt waren.

Am zweiten Tag hab ich ihn wieder regelmäßig angelegt. Er saugte brav, meine Brustwarzen taten etwas weh davon, die Gebärmutter kontrahierte sich – ich war der Meinung alles war in Ordnung!

Wenn sich die Gebärmutter während dem Stillen zusammenzieht, ist das ein Zeichen, dass das Hormon Oxytocin ausgeschüttet wird. Dabei fließt auch Milch zu stillenden Baby.

Da er noch nicht alles an Mekonium abgesetzt hatte, hat er sich an diesem Tag recht geplagt und viel geweint. Im Nachhinein könnt es natürlich auch Hunger gewesen sein aber das hatte ich zu dem Zeitpunkt nicht in Erwägung gezogen.

Plötzlich 39 Grad Fieber

Am dritten Tag, beim Waschen, hatte er 39 Grad Fieber!

Riesen Aufregung!

Zur Routine gehört in vielen Kliniken das tägliche Waschen, Wiegen und Temperatur messen dazu. Sinn dahinter ist eigentlich erstmal die Beobachtung und die Anpassung des Alltages.

Gerade bei Fieber in den ersten Tagen ist es gut genauer hinzusehen und den Kinderarzt hinzuzuziehen – allerdings kann das durchaus auch ganz in Ruhe passieren.

Die Schwestern wollten sofort die Kinderärzte informieren. Ich war total aufgelöst und hatte Angst der Kleine könnte irgendwas haben und müsste ohne mich in die Kinderklinik. Ich weinte die ganze Zeit bis die Kinderärzte kamen (ich glaub da waren auch ein bisschen die Hormone schuld).

Sie wollten ihm Blut abnehmen und die Nadel gleich liegen lassen, falls er ein Antibiotikum braucht (ich heulte noch mehr).

Keine Sorge!

Die “Nadel” bleibt dabei natürlich nicht im Baby!

Es wird dabei vorsorglich eine spezielle Babykanüle mit einem sehr feinem Infusionsschläuchlein genutzt. Das hat den Vorteil, dass – sollte ein Baby wirklich krank sein – nicht noch einmal gepiekst werden muss.

Irgendwer vermutete dass der Kleine nicht genug zu trinken hätte und deswegen exsikkiert sei und daher Fieber hatte.

Wenn der Körper zu wenig Flüssigkeit zur Verfügung hat, dann steigt die Körpertemperatur an.

Ich war verwirrt – hatte ich ihn doch die ganze Zeit angelegt und er gesaugt wie wild?!

Gott sei dank – keine Neugeboreneninfektion

Tatsächlich keine Entzündungswerte im Labor.

Gott sei dank, also wohl Exsikkose!

Jetzt sollte ich abpumpen und zufüttern ich heulte direkt schon wieder…

Höh?

Wieso denn Abpumpen und Zufüttern?

Geschickt wäre es gewesen, wenn bei der ersten Vermutung in diese Richtung – die Laborwerte dauern ja immer einige Stunden – sich jemand Zeit nehmen kann und das Stillen (noch einmal) ganz in Ruhe begleitet.

Noch ist ja nichts schlimmes passiert und der Körper hat einfach einen wichtigen “Warnhinweis” gegeben.

Diese böse, schlechte Fertignahrung sollte ich meinem Zwerg füttern, anstatt meiner super tollen gesunden Muttermilch?

Na – böse mag ich sie jetzt nicht nennen.

Dennoch ist Muttermilch die Ernährung der Wahl und sollte dafür in der Situation einfach zusätzlich angekurbelt werden.

Und abpumpen?

Damit er dank aus der Flasche trinkt?

Und eine Saugverwirrung kriegt??

Nur weil ich nach 2 Tagen noch nicht soviel Milch hatte???

Mein Mann versuchte mich zu beruhigen und sagte immer wieder, dass es doch nur vorübergehend sei und zum besten vom Kleinen… das war mir zwar klar, aber ich wollte doch stillen!!!

Papas sind da manchmal ein wenig pragmatisch.

Wir einigten uns drauf dass ich abwechselnd mit meinem Mann Fingerfeeding probierte und parallel versuchte abzupumpen, um sowohl Muttermilch als auch Fertignahrung zu feeden.

Einmal das volle Programm – Pumpen, Fingerfeeding, Mindestmengen

Was für eine Prozedur!!

Mit der blöden Pumpe kam man sich vor wie eine Milchkuh an der Melkmaschine das “bitte nicht stören” Schild ignorierte sowieso jeder deswegen hatte ich dauernd Angst ungebetener Besuch könnte rein kommen, während ich an dem Ding sitze… Natürlich kamen nur wenige Milliliter Milch ich war frustriert…

Mensch echt schade.

Blöd, dass euch keiner verschiedene Möglichkeiten anbieten konnte.

Wie zum Beispiel Methoden, um die Milchproduktion während dem Stillen zusätzlich anzuregen. Dann hätte man nach einigen Stunden einfach kontrollieren können, ob die Temperatur gesunken ist. Der kleine Babykörper ist da ja ein offenes Buch.

Oder während dem Stillen ganz einfach nebenher zuzufüttern, wenn es wirklich unumgänglich ist.

Für die Entlassung organisierten wir gleich eine Pumpe in der Apotheke und HA Fertignahrung zum zufüttern.

Alles drehte sich nur ums Füttern nach Plan und immer im Auge die Mindestmengen die er pro Mahlzeit verdrücken sollte…auch nachts!!

Das Fieber war im Laufe des Tages wieder weg er war gut gelaunt.

Einfach Stillen!

Ich fragte mich ob es wirklich nicht reichen würde ganz normal zu stillen?

Als wir entlassen wurden kam meine liebe, super-tolle Hebamme und war Gott sei dank meiner Meinung, ich sollte einfach stillen und ihn beobachten (genug Stuhlgang, genug Urin, Fontanelle, Zustand etc.) und sie käme am Folgetag ohnehin wieder. Da stand nun meine Milchpumpe unberührt die ganze HA-Nahrung ungetrunken und ich war trotzdem einfach nur glücklich, dass ich nichts davon brauchte.

Yeah!

So muss das.

Toll, dass sie dich gleich ermutigen konnte.

Ein guter Hinweis ist auch immer, einfach mal darauf zu horchen, ob das Schlucken hörbar ist. Gerade wenn es darum geht, dass die Milch nicht reicht, kann man das nutzen, um mit dem Wechselstillen die Milchproduktion zu boostern.

Natürlich reichte meine Muttermilch genau wie ich es mir vorgestellt hatte, er trank nach Bedarf (bis heute) und ich genoss das stillen. Im Verlauf war sogar soviel Milch da, dass er sich oft verschluckte und dann losbrüllte. Was mich manchmal richtig geärgert hat, weil ich es ja nicht steuern konnte wie viel rauskam und ihm auch nicht zeigen konnte, wie man schön trinkt ohne sich zu verschlucken…

Der Milchfluss ist manchmal eine Herausforderung für die Babys.

Bei häufigem und ärgerlichem verschlucken kann es helfen eine Stillposition zu wählen, bei der man selbst etwas zurückgelehnt ist. 

Aber auch das pendelte sich ein und jetzt ist das stillen genau so wie ich es mir gewünscht hatte!

Man sollte sich einfach nicht verrückt machen lassen und seinem Körper und seinem Baby vertrauen dann wird schon alles!

Und von ein paar schlucken HA Nahrung ist auch noch niemand umgekommen, alles halb so wild! Manchmal muss man halt von seinen Plänen kurzzeitig abweichen und letztendlich läufts dann doch (im wahrsten Sinne des Wortes…).

Das hab ich auf jeden Fall gelernt!

Viel Spaß beim Stillen!


 

Wie geht es dir, wenn du Katrins Bericht liest?

Natürlich geht es mit so einem Stillbeginn jedem anders. Katrin hätte auch völlig andere Schlüsse aus der Zeit des Zufütterns schließen können!

Ich selbst finde es immer sehr spannend zu lesen, wie verschieden die Empfindungen zu “sachlich gesehen” sehr ähnlichen Erlebnissen sind.

Da wir nachträglich nichts an unseren Geschichten ändern, wohl aber daraus lernen können (für zukünftige ähnliche Situationen), wird es hier zukünftig immer wieder die Möglichkeit für dich geben, deinen Stillbeginn zu besprechen.

Einmal in deinem eigenen Interesse – vielleicht um eine neue Perspektive zu bekommen. Aber auch im Interesse anderer Mamas, denen du hilfst, indem sie aus deiner Erfahrung lernen dürfen. Das ist natürlich auch anonymisiert möglich. Hast du Lust? Dann schreib mir gern eine eMail und wir besprechen alles Weitere.

Für Katrin und ihren Kleinen wünsche ich auf jeden Fall alles Liebe und Gute. Vielen Dank, dass du deine Geschichte mit uns geteilt hast. Eure Reise nimmt bald neue Fahrt auf – hinein in die Beikostzeit 😀

Und dir, liebe Leserin, ebenfalls alles Liebe,
~Tabea

PS: hier findest du weitere Stillgeschichten vollgepackt mit Tipps

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Tabea Laue | Stillen, Schlafen, Mama-Sein
  • Anne Schmidt sagt:

    Ich erkenne viele Parallelen zu meinen Stillstart mit meinem ersten Kind. Er war zudem auch noch ziemlich gelb – und leider ist es wohl ein Kreislauf: Gelbsucht – Schlappheit- wenig Trinken – Gelbsucht -… Trotzdem finde ich dass man als Erstmama ganz schön in Stress gerät wenn man unter Druck gesetzt wird und alle möglichen Dinge ausprobieren soll damit das Baby trinkt (Licht an, Baby ausziehen, in die Füße kneifen, auf den Poppes tätscheln etc). Ich kam mir ganz schlecht dabei vor, mein armes Baby! Zuhause ging es mit einer lieben Hebamme dann viel entspannter zu, sie unterstütze noch darin dass ich schon das richtige Gefühl dafür habe was das Baby braucht. Gelbsucht ging gut weg, Milch war genug da und Stillen klappte prima. Trotzdem hätte ich nie gedacht dass Stillen so schwierig sein kann am Anfang. Bei meinem zweiten Kind hatten wir genau die gleichen Bedingungen mit Gelbsucht etc. aber ich war erfahren und entspannt – ich handelte so wie es meinem Bauchgefühl und meiner Erfahrung passte.