Warum Kinderärzte & Hebammen manchmal viel zu früh Alarm schlagen, und manchmal zu spät

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<< im vorangegangenen Abschnitt geht es um deine Sorge, nicht genug Milch für dein Baby zu haben.

Dein Baby wird mit dem Fläschchen zugefüttert, oder soll zugefüttert werden.

Diese Entscheidung folgt meistens auf eine der zwei folgenden Situationen.

  1. Du bist der Meinung, dass dein Baby mehr Nahrung braucht, als du ihm geben kannst.
  2. Das Fachpersonal das dich begleitet ist der Meinung dein Baby müsse zugefüttert werden.

Schauen wir uns in diesem Abschnitt Punkt 2 genauer an.

Medizinisches Fachpersonal arbeitet mit unterschiedlich intensiver Ausbildung, was das Stillen angeht. In unseren Basisausbildungen nimmt das Stillen nur einen Bruchteil der Themen ein oder wird sogar nur “erwähnt”.

Das ist im Einzelnen natürlich abhängig vom Ausbildungsträger. Doch ein äußert geringes und veraltetes Stillwissen ist sowohl bei Kinderärzten, Gynäkologen, Hebammen, Kinderkrankenschwester, Praxishelferinnen und vielen anderen Berufen, mit denen du & dein Baby im Kontakt seid, weit verbreitet.

Stattfindende Fortbildungen werden häufig durch Nahrungsmittelfirmen finanziert.

Doch es gibt auch eine andere, sehr zurückhaltende Haltung. Mit einem starken Glauben an die Natürlichkeit des Stillens.

Wie betreffen dich also in der Frage des Zufütterns diese beiden Haltungen.

Wie du frühzeitig zum Zufüttern gedrängt wirst

Die völlig normale Situation ist, dass dein Baby nach der Geburt 7-10% an Gewicht verliert.

Solltest du während der Geburt große Mengen Flüssigkeit per Infusion bekommen haben, kann die Gewichtsabnahme unter Umständen sogar noch höher sein. Denn durch die Infusionen steigt auch das Blutvolumen deines Babys und sinkt in den ersten 12-24 Stunden nach der Geburt rapide, durch die Ausscheidung dieser Flüssigkeit in Form von Urin.

In vielen Kliniken ist deine Betreuung nach der Geburt, gerade was das Stillen angeht, eher mäßig.

Die Gründe dafür sind im einzelnen ganz unterschiedlich.

  • Wenig aktuell ausgebildetes Personal
  • Zu wenig Personal im Allgemeinen
  • Zeitmangel
  • Häufig wechselnde, für dich zuständige Pflegepersonen
  • Eine fehlerhafte Interpretation der Gewichtsentwicklung

 

Fehlende Stillhilfe zeigt sich als erstes in der Tatsache, dass dein Baby

  • über einen zu langen Zeitraum abnimmt.
  • zu viel Gewicht abnimmt.
  • zu lange nicht wieder gut zunehmen kann.

 

Sobald einer der genannten Fälle eintritt, ist das Grundproblem aber immer noch da und die einfachste Lösung scheint: ein Fläschchen zu empfehlen, damit das Baby zunehmen kann.

So seid ihr schnell in einem Kreislauf gefangen, in dem es für dich schwer werden kann, deine Milchproduktion in ein natürliches Gleichgewicht mit dem Hunger und dem Ernährungsbedarf deines Babys zu bekommen.

Letztlich ist diese Entscheidung zum Zufüttern von Angst geprägt. Es ist die Angst, dass du als Mama es nicht bemerken könntest, wenn dein Baby weiter abnimmt. Die Angst, dass dein Baby nicht ausreichend versorgt werden könnte.

Diese Ängste können dann aufgrund des fehlenden Wissens über den Ablauf des Stillens und wie er sinnvoll angestupst werden kann, wenn es gerade nicht ganz rund läuft, nur mit dem Fläschchen beantwortet werden.

 

Wie dein Bauchgefühl zu lange nicht ernst genommen wird

Doch auch die entgegengesetzte Situation erlebe ich ganz oft.

Gerade jene Kinderärzte, Hebammen und auch Kliniken, die sehr bewusst ausgewählt werden – aufgrund ihrer natürlichen Herangehensweisen – wecken möglicherweise die Erwartung in dir, dich im natürlichen Umgang mit dem Stillen besonders gut zu begleiten.

Der Umgang mit einer zögerlichen Gewichtsentwicklung ist im ersten Moment auch noch in deinem Sinn.

Vom Zufüttern wird Abstand gehalten.

Gleichzeitig möchte man dich – wo dich dein Bauchgefühl doch schon darauf aufmerksam macht – nicht noch weiter verunsichern.

Auch hier herrscht wieder die Angst.

  • Die Angst vom Zufüttern überhaupt.
  • Die Angst den eigenen Ruf zu ändern.
  • Die Angst dich zu ängstigen, wenn das Thema “Zufüttern” auf dem Tisch landet.

Das Problem dabei ist, dass nicht nach den Ursachen gesucht wird.

Oft gibt es recht schnell schon klare Ergebnisse, wenn wir systematisch analysieren, welche Gründe hinter einer zaghaften Gewichtsentwicklung stehen.

Wird “das Problem” jedoch zu lange ausgesessen, kommen wir unter Umständen erst Recht an den Punkt, an dem wirklich nur noch das Zufüttern möglich ist.

 

Egal wo du beraten wirst. Sollte es notwendig werden zuzufüttern, sollten deine Berater dir immer stillförderliche Möglichkeiten anbieten. So erkennst du ihren Kenntnisstand über die Begleitung einer holperigen Stillgeschichte.

Dann geschieht das Zufüttern

  • während dem Stillen
  • direkt an der Brust
  • in mehreren kleinen, über den Tag verteilten Portionen

und erlaubt so weiterhin das Stillen im vollen Umfang.

Fremde Gegenstände zum Saugen werden dabei deshalb möglichst ausgeschlossen, damit ihr vor zusätzlichen Stillproblemen geschützt werdet. Kämen sie doch zum Einsatz, muss dir klar und verständlich erklärt werden können, welchen Vorteil es gegenüber dem Zufüttern an der Brust für deine Stillbeziehung hat.

 

Während der ersten Tage, der ersten Woche nach der Geburt, lassen Milcheinschuss und reichliche Milchbildung manchmal noch auf sich warten.

Dazu gleich mehr im nächsten Abschnitt.

Welche Erfahrungen hast du gemacht, als dir zum Zufüttern geraten wurde?

Schreib mir bitte einen Kommentar.

Dieser Abschnitt ist Teil des Live-Book Projekts „Nie wieder Fläschchen“. Er wird während der Buchentstehung frei verfügbar sein. Weitere bereits verfügbare Buchabschnitte findest du über das Inhaltsverzeichnis.

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Hinterlasse mir deine Rückmeldungen und Fragen zu den Abschnitten gerne in der Kommentarbox. So kann ich darauf eingehen und das Buch wird deine Fragen noch besser beantworten können.

Vielen Dank für deine Mithilfe!
~Tabea